Kunst im Tunnel (Kit) Expedition ins Reich ungewohnter Klänge

Düsseldorf · Im Kunsttunnel am Mannesmann-Ufer lädt Bojan Vuletić derzeit zu einer Klangreise ein. „The space between your ears“ zeigt sieben Installationen zwischen Musik, Sound Art und Gegenwartskunst.

 Bojan Vuletić und Dejan Sarić: Klanginstallation „Doppler, 1“.

Bojan Vuletić und Dejan Sarić: Klanginstallation „Doppler, 1“.

Foto: Dejan Saric

Was spielt sich in den Ohren ab, was im Raum zwischen ihnen, wenn wir mit Sound Art konfrontiert werden? Mit Klängen und Geräuschen, die den Horizont der uns vertrauten Töne überschreiten? Diese Frage stellt die aktuelle Präsentation im Kit – Kunst im Tunnel. „The space between your ears“, so nennt Bojan Vuletić sein Projekt, das er für den unterirdischen Ausstellungsraum unterhalb der Düsseldorfer Rheinpromenade entwickelt hat.

 Bojan Vuletić

Bojan Vuletić

Foto: S. Diesner/Susanne Diesner

Sieben Installationen, verortet an der Schnittstelle von Musik, Sound Art und bildender Gegenwartskunst, ermöglichen dort eine Expedition in ein Reich ungewohnter Klänge. Harmonisches und Dissonantes, Vertrautes und Experimentelles, meditative Rhythmen wie in der Arbeit „Within“ und rasante Tonfolgen wie in „Hunt (this wooden slavery)“ – all das und weit mehr findet sich in den Werken des Komponisten, der 1971 in Belgrad geboren wurde und seit langem in Düsseldorf lebt.

Zunächst einmal ist es seine Vielseitigkeit, die verblüfft. Denn Bojan Vuletić ist alles auf einmal: Komponist, Gitarrist und zugleich Klangkünstler, Performance-Akteur, Mitorganisator des Düsseldorfer Asphalt-Festivals und auch noch Physiker mit einer Diplomarbeit über Galaxien-Entwicklung. Nicht zuletzt sucht der Wanderer zwischen den Welten unentwegt die Allianz mit anderen Kreativen – mit Musikern natürlich, aber auch mit Tänzern, Schauspielern, Autoren und bildenden Künstlern. Besonders eng ist die Verbindung zur bosnischen Videokünstlerin Danica Dakić, die ebenfalls in Düsseldorf lebt; ihre Gemeinschaftsprojekte wurden unter anderem bei der Documenta in Kassel und der Biennale von Venedig präsentiert.

So ist auch die aktuelle Kit-Schau Ausdruck von Teamwork. Besonders deutlich ablesbar an der Klanginstallation „Doppler, 1“, die Vuletić gemeinsam mit dem Künstler Dejan Sarić geschaffen hat. Ein rotierendes Objekt, dessen ziemlich rasante Bewegung die Wahrnehmung von Farbe, Form und Klang modelliert. Wer länger hinschaut, dem kann leicht schwindelig werden.

Obwohl der lang gestreckte, puristische Betonraum bloß sieben Exponate beherbergt, kann man gut und gerne eine Stunde dort verbringen, um die akustischen Botschaften und die sie begleitenden suggestiven Kurztexte aufzunehmen. Oder um selbst Töne zu produzieren – möglich macht’s „Speak out!“, eine „stumme Audio-Installation“, ausgestattet mit einem Mikrofon, das die Betrachterinnen und Betrachter dazu animiert, als Sound Artist in Erscheinung zu treten. Freilich muss man sich mit dem Besuch beeilen, denn die Ausstellung wird schon am Sonntag, 12. Februar, wieder abgebaut. Zwischen der Kit-Vorgängerschau „Down The Rabbit Hole“ und der nächsten Präsentation „13 Morgen. Eine literarische Ausstellung mit Jana Buch und Thea Mantwill“ - sie startet am 4. März – hatte sich eine zeitliche Lücke aufgetan, erzählt Vuletić. Gertrud Peters, die künstlerische Tunnelleiterin, lud ihn ein, das Vakuum mit einem Kurzzeitprojekt zu überbrücken. Ein Lückenbüßer jedoch ist der Künstler ganz und gar nicht – „The space between your ears“ überzeugt als ideenreich angelegter Klangparcours, als Stationenweg aus einem Guss.

Info „The space between your ears – Bojan Vuletić“, KIT – Kunst im Tunnel, Düsseldorf, bis 12. Februar.

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