Das Programm der Phil-Cologne 2023 Die Gedanken sind frei

Köln · Zur 11. Phil Cologne werden vom 6. bis 13. Juni unter anderem Philosophie-Star Peter Sloterdijk. Michel Sandel, Olaf Scholz, Axel Honneth und Robert Habeck erwartet.

 Obere Reihe v.l.: Olga Tokarczuk, Olaf Scholz, Mona Neubaur; untere Reihe v.l.: Peter Wohlleben, Robert Habeck und Florian Schroeder.

Obere Reihe v.l.: Olga Tokarczuk, Olaf Scholz, Mona Neubaur; untere Reihe v.l.: Peter Wohlleben, Robert Habeck und Florian Schroeder.

Foto: imago (5), dpa, Montage: RP

Sie hat den Ruf der kleinen, speziellen Lit Cologne – oder zumindest den eines exotischen Ablegers. Doch inzwischen gibt es sie schon zum elften Mal, und sie hat zahlreiche Fans für sich erobert. Manche halten die Phil Cologne – sie läuft in diesem Jahr vom 6. bis 13. Juni – sogar für das spannendere Kulturfest, und die neue Ausgabe unternimmt alle Anstrengungen, solche Eindrücke zu stärken. Denn eingeladen sind nicht nur viele große Denker unserer Zeit, sondern auch namhafte Pragmatiker, die unsere Welt nachhaltig gestalten. Der prominenteste unter ihnen ist diesmal natürlich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der in Köln seine Gedanken zu „Arbeit und Demokratie“ erläutern wird.

Das klingt thematisch erst einmal nicht ganz so aufregend, allerdings ist sein Gesprächspartner der Sozialphilosoph Axel Honneth, eine Art Nachfahre der legendären Frankfurter Schule, der seinem Gesprächspartner voraussichtlich keine Politikphrase durchgehen lassen wird. Allein die Nachfrage zu dieser Veranstaltung am 12. Juni ist derart groß, dass schon kurz nach der Programmvorstellung der Ort gewechselt wurde: vom Comedia-Theater in die schicke und vor allem weitaus größere „Flora“. Und Bundeskanzler Olaf Scholz ist nur einer von mehreren Gästen aus der Politik auf der Phil Cologne.

Unsere Empfehlungen

Es geht gleich mit der Eröffnung spektakulär los, wenn der slowenische Philosophiestar Slavoj Žižek gewohnt inspiriert Marx und Freud miteinander verbindet und unsere soziale Gegenwart mit „Paradoxien der Mehrlust“ erhellen will.

6. Juni, Flora Köln, 19.30 Uhr

Aus den USA kommt Michael J. Sandel angereist, der sich gegen einen grenzenlosen Liberalismus ohne Werte wendet und als erster Harvard-Professor die Aufzeichnung seiner Seminare online zur Verfügung stellte – gratis. In der Domstadt spricht er über das Unbehagen in der Demokratie.

6. Juni, 21 Uhr, WDR-Funkhaus

Zur Riege der prominenten Politiker auf der Phil Cologne gehört selbstredend auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der einst Philosophie in Freiburg studierte und sich mit Peter Sloterdijk auseinandersetzen will. Der vielfach gegenwärtige Philosoph hat sich erst jüngst mit einem sogenannten Prometheus-Essay über unsere globale Brandstiftung so seine Gedanken gemacht. Ein Disput von Habeck und Sloterdijk über Klima, Energie und Zukunft dürfte folglich zu erwarten sein.

9. Juni, WDR-Funkhaus, 18 Uhr

Natur spielt auch beim prominentesten Förster hierzulande eine Rolle: Peter Wohlleben wird unser „Waldwissen“ auffrischen und es an Kritik an unserer Lebensweise nicht mangeln lassen.

11. Juni, WDR-Funkhaus, 20 Uhr

Zuversichtlicher soll oder könnte es bei Mona Neubaurs (Grüne) Auftritt zugehen, zumindest der Ankündigung nach: „Zuversicht – den Wandel gestalten“ heißt die Veranstaltung, auf der die NRW-Wirtschaftsministerin sich mit Stephan Grünewald – dem Gründer des Marktforschungsinstituts „Rheingold“ – öffentlich austauschen will.

11. Juni, Comedia-Theater, 17 Uhr

Beim Denken dürfen die „alten weißen Männer“ nicht fehlen, auch nicht thematisch. Diese Lücke wollen der Kabarettist Florian Schroeder und der Kommunikationstheoretiker Norbert Bolz schließen und für uns alle die Frage beantworten, ob die sogenannten alten weißen Männer inzwischen die Sündenböcke der Nation sind.

12. Juni, Comedia-Theater, 21 Uhr

Die Phil Cologne ist ein Philosophiefest und will es bleiben, doch literarisch wird es auch zugehen: Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk wird „Empulsion“ vorstellen, einen feministisch-ökologischen Schauerroman in Anlehnung an Thomas Manns „Der Zauberberg“. Klingt ordentlich vielversprechend.

9. Juni, WDR-Funkhaus, 21 Uhr

Weil man mit dem Denken eigentlich nie früh genug beginnen kann, gibt es auch diesmal ein Programm für Schulklassen mit Debatten etwa zur Mode, Geschlechteridentität, Zocken und Faulheit – einst Muße genannt. Noch irgendwas vergessen? Klar, jede Menge. Darum unbedingt im Programm nachschauen!

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