Die Stimme Mexikos: Carlos Fuentes gestorben

Mexiko Es gibt kein lateinamerikanisches Land, in dem die intellektuelle Auseinandersetzung von zwei Schriftstellern in gleichem Maß bestimmt wurde wie Mexiko: von Carlos Fuentes (Jahrgang 1928) und von Octavio Paz (1914). Beide Autoren – Paz starb bereits 1996 – haben einen Teil ihrer Jugend in den USA verbracht, beide haben Mexiko als Diplomaten im Ausland vertreten.

Fuentes, der jetzt 83-jährig gestorben ist, hat Mexiko in Romanen und Erzählungen mehr als nur ein literarisches Denkmal gesetzt. Er hat dieses Land der endlosen Revolte, des Machismo und der theatralischen Gewalt beschworen. Dabei hat er den obszönen Reichtum der Oligarchien ebenso gegeißelt wie die Weigerung der herrschenden Klasse, Reformen zu starten.

Und damit wurde Fuentes zugleich zu einem vehementen Kritiker, aber auch Fürsprecher der mexikanischen Lebenswelt. Vor elf Jahren hat er in dem Roman über das Leben der Laura Díaz noch einmal alles hineingepackt, was Mexikos Geschichte der letzten 150 Jahre angehäuft hat. Hier gelang dem Autor ein grandioses Panorama von Gewalt und Leidenschaft.

Es gab in den letzten zwanzig Jahren kaum einen lateinamerikanischen Autor, der von so stupender Belesenheit wäre und eine so vielfältige Produktion vorweisen könnte. Fuentes' Werk erzählt von Tod und Verbrechen, gewalttätiger Sexualität und Einsamkeit, von Macht und Ruhm – stets mit den Augen eines barmherzigen Beobachters, der sein Land liebt und seine zwiespältige Geschichte festhalten will. Seit dem monumentalen Epos "Terra Nostra" von 1979 wurde Fuentes ein ebenbürtiger Platz neben Paz und Garcia Márquez zugestanden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort