Literatur Politisch engagiert bis heute

Düsseldorf · Sie war PEN-Präsidentin und Mitglied der legendären Gruppe 47. Jetzt wird die Düsseldorfer Schriftstellerin Ingrid Bachér 90 Jahre alt. Das Heinrich-Heine-Institut würdigt sie mit einer virtuellen Ausstellung über Leben und Werk.

 Die Schriftstellerin Ingrid Bacher 1994.

Die Schriftstellerin Ingrid Bacher 1994.

Foto: Friedrich Brigitte/Friedrich, Brigitte ( bf)

Es gibt Dinge, die Ingrid Bachér nicht sonderlich behagen: der Blick zurück, wenn er nostalgisch zu werden droht; larmoyantes Reden über Krankheiten; wie auch der Hinweis auf ihren Urgroßvater – auf Theodor Storm. Auch das beschreibt die Düsseldorfer Schriftstellerin, die heute ihren 90. Geburtstag feiert und die nie aufgehört hat, sich für die Gesellschaft zu interessieren und sich für Politisches zu engagieren. Wer so in der Gegenwart lebt, will immer auch wissen, wie es wohl um die Zukunft bestellt sein könnte. Auf diese Weise hat man einfach keine Chance, älter zu werden – obwohl Ingrid Bachér auch darüber ein herrliches Buch geschrieben hat.

Ihr Leben ist deshalb so erfüllt, weil es bis heute arbeitsreich ist. Nach ihrem Studium in Hamburg ist sie zunächst Journalistin, wird bald Autorin, die in den 50er Jahren zur Gruppe 47 stößt – eine Aufbauzeit auch in der Literatur. Sie bekommt ein Stipendium in der berühmten Villa Massimo und wird in Rom ein paar Jahre hängenbleiben. Geliebte Stadt, geliebtes Land. Italien ist bis heute ihr oft bereistes Sehnsuchtsland geblieben. 1995 wird Bachér Präsidentin des westdeutschen PEN-Zentrums. Ein schwieriges Amt in schwieriger Zeit, von dem sie nach einem Jahr zurücktritt, aus Protest gegen eine zu schnelle Vereinigung mit dem ostdeutschen PEN.

Ingrid Bachér ist ein Sprachmensch, neugierig, genau, penibel. Weil sie weiß, dass mit Sprache nicht nur Gutes geschehen kann. Manchmal dauert es seine Zeit, bis die richtigen Worte gefunden sind: 25 Jahre währt der Entstehungsprozess von „Die Grube“, ein Empörungsroman über das Schicksal der Menschen im Braunkohlerevier von Garzweiler. Ein Buch aus einem vielgestaltigen Werk mit Jugendbüchern, Hör- und Fernsehspielen, Reiseberichten, Erzählungen und Romanen. Kürzlich wurde in ihrem Vorlass ein Manuskript entdeckt, ein vergessener Roman von 1965. „Robert oder Das Ausweichen in Faslchmeldungen“ heißt die Geschichte eines jungen Journalisten, die kürzlich, mit 54 Jahren Verzug, publiziert wurde und aktuell geblieben ist.

Den 90. Geburtstag von Ingrid Bachér würdigt das Heine-Institut mit einer virtuellen Ausstellung über Leben und Werk der Autorin – abrufbar unter: emuseum.duesseldorf.de/exhibitions

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