Die Rückkehr der Krach-Kobolde

Alles neu bei den Pixies: Bassistin, Produzent, Album.

Schon nach drei Sekunden hat man eine leise Ahnung und nach zwölf eine laute. Dieser vertraut klingende Krach kann eigentlich nur ein Pixies-Song sein. Nostalgie-Alarm. Und spätestens wenn Black Francis nach 28 Sekunden zum zweiten Mal "Head Carrier" ins Mikrofon bellt, was nicht nur der Titel des ersten Tracks, sondern auch des ersten regulären Pixies-Studioalbums seit "Trompe le Monde" (1991) ist, gibt es keinen Zweifel mehr: Die vor ziemlich genau 30 Jahren in Boston/Massachusetts an den Indie-Rock-Start gegangenen "Kobolde" sind wieder da. Mit ihrer signifikanten Laut-leise-Dynamik. Mit ihrer ebenso kruden wie einzigartigen Surf & Science-Fiction-Rock-Mixtur. Und mit einer neuen Bassistin. Selbige heißt Paz Lenchantin (Ex-Zwan) und entpuppt sich auf Album-Länge als bestmöglicher Ersatz für Kim Deal, immerhin die gefühlt coolste Herz-Bass-Dame aller Rock-Zeiten. "Mit Paz", so lässt sich Gitarrist Joey Santiago zitieren, "haben die Pixies eine neue Leichtigkeit gewonnen."

Nach dem wiederholten und nunmehr endgültigen Abgang von Deal, die sich im Juni 2013 während der Aufnahmen verabschiedete, die später zum EP-Sampler "Indie Cindy" führten, war mit dieser glücklichen Fügung nicht unbedingt zu rechnen. Aber wo man schon mal dabei war, wurde gleich eine weitere Personalentscheidung getroffen. Als nämlich das US-Quartett im Frühjahr 2016 anlässlich der "Head Carrier"-Aufnahmen in London weilte, saß nicht etwa Haus- und Hof-Produzent Gil Norton (unter anderem "Doolittle", "Bossanova") am Mischpult. Auf expliziten Wunsch der Band übernahm diesmal Tom Dalgety den Job in den RAK-Studios. Und trotzdem lärmen die neuen Pixies, die Kurt Cobain einst als größte Inspiration für den Nirvana-Megahit "Smells Like Teen Spirit" nannte, immer noch wie aus einem Guss. Auch oder weil nicht mehr alle Regler permanent auf hyperventilierende Zehn gedreht sind.

(RP)
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