Entstanden ist einmal ein großer Tag für die Zeichnerinnen und Zeichner, den die Rheinische Post 2022 erstmals als Veranstalterin im Düsseldorfer Schauspielhaus ausrichtete. In diesem Jahr im Herbst wird der Preis in Bremen verliehen – ebenfalls mit einer großen Festveranstaltung, bei der viele Künstlerinnen und Künstler mit dabei sein werden.

Wir wollen noch einmal auf die spannenden und großartigen Ergebnisse des vergangenen Wettbewerbs eingehen, die so aktuell sind wie eh und je. Eine gute Karikatur zeichnet sich eben dadurch aus, dass sie zwar ein konkretes Geschehen abbildet, aber auch zeitlos ist. Noch immer begeistern die Karikaturen aus der jüngeren Geschichte, ob von Reichskanzler Otto Fürst Bismarck, der als Lotse das Schiff vorzeitig verlässt, oder das Rendezvous von Adolf Hitler (“Blutiger Arbeitermörder“) und Josef Stalin (“Abschaum der Menschheit“) beim Abschluss des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts im August 1939, der den Auftakt zum Zweiten Weltkrieg bildete.

Im vergangenen Jahr startete der Kremlherrscher Wladimir Putin erneut einen Angriffskrieg, der alle Regeln des Völkerrechts brach. Der Staat Ukraine war das leidtragende Opfer, Menschen starben, Krankenhäuser und Versorgungseinrichtungen wurden bombardiert, Zivilisten terrorisiert. Der Schrecken des Kriegs und die Anmaßung des Kriegsherrn waren auch ein Hauptthema der Karikaturen im vergangenen Jahr – und sind es bis jetzt.

Die Sieger-Grafik kommt vom Nürnberger Künstler Gymmick, der bürgerlich Tobias Hacker heißt und 50 Jahre alt ist. Er setzt dem Wahnsinn gleich doppelt die Krone auf – die Austauschschüler von einst sind jetzt tödliche Feinde (Geflügelter Bleistift in Gold) und die zynische Propaganda des Aggressors bei der blutigen Schaffung „humanitärer Korridore“.

Aber auch andere Zeichen-Talente haben sich das Thema vorgenommen. Die beiden Aschaffenburger Karikaturisten Achim Greser und Heribert Lenz gehen auf den „Bluthund“ Putin ein, Karl-Heinz Brecheis spielt mit dem verbotenen Begriff „Krieg“, Klaus Stuttmann aus Berlin persifliert scheinbare Zweifel Putins, während die einzige Frau unter den Kriegszeichnern, die Cartoonistin mit dem Künstlernamen Stob aus Bad Neuenahr, deutsche Wirklichkeitsflucht zeigt. Ein böses Panoptikum kommt da zusammen. Aber es hilft, mit diesem Wahnsinn umzugehen. Wer noch mehr möchte, dem sei der hervorragende Band zum Deutschen Karikaturenpreis wärmstens empfohlen, erhältlich im RP-Shop.