Diane Kruger wagt sich an Komödie

In "Der nächste, bitte!" spielt sie eine Frau auf der Flucht vor der wahren Liebe.

Er hat weder Charme, noch Humor, sieht trottelig aus und was das Schlimmste ist: Er redet immerzu über sein langweiliges Selbst. Jean-Yves ist in keiner Weise begehrenswert – also genau der richtige Mann für die schöne Isabel. Denn die stammt aus einer Familie, in der die Frauen seit Generationen in erster Ehe gescheitert sind, in der zweiten jedoch ihr Glück fanden. Isabel hat nun dummerweise auf Anhieb den Mann fürs Leben gefunden. Als der unbedingt heiraten will, beschließt sie, das Schicksal auszutricksen, heimlich irgendwen zu heiraten und glücklich geschieden ihrer großen Liebe das zweite Ja-Wort zu geben – auf dass es ewig gelte. Natürlich lässt sich das Schicksal so leicht nicht austricksen, davon leben die Tragödien. Komödien auch.

Diane Kruger hat sich vorgewagt ins komische Fach und spielt die selbstbewusste Isabel, in deren Leben alles wie am Schnürchen läuft, bis sie an diesen Trottel Jean-Yves gerät, Reisereporter, den sie vom Kilimandscharo bis nach Moskau verfolgt, um ihn blitzzuehelichen. Natürlich ahnt der arme Kerl nicht, warum die schöne Blondine sich plötzlich an seinen Hals wirft, ist aber dumm genug, dem Wunder zu trauen. Kruger ist die rechte Besetzung für die abergläubige Superfrau, die auf Schwierigkeiten mit attraktiver Hysterie reagiert.

Leider will es Kruger so gut machen in ihrer ersten Komödie, dass ein gewisser Ehrgeiz, eine Verbissenheit zu Tage tritt, die sich mit der geforderten Leichtigkeit einer Tragödie schwer verträgt. Man kann die Überzeichnung ihres Spiels aber auch clownesque finden, jedenfalls stürzt sie sich voller Enthusiasmus auf die komischen Situationen in dieser reichlich überdrehten Geschichte, die doch einen gewissen Charme entfaltet. Das liegt vor allem an Dany Boon, dem sympathisch verkorksten Postboten und Erfinder der französischen Erfolgskomödie "Willkommen bei den Sch'tis". Boon muss in dieser Komödie den Unsympathen geben, in dem doch etwas schlummert, das entdeckt werden will. Das gelingt ihm auf angenehm unspektakuläre Art, weil sich die Figur nicht plötzlich den Erwartungen der verwöhnten Isabel anpasst, sondern deren Maßstäbe verschiebt. Das ist die menschliche Pointe dieser Komödie. lll

(RP)
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