Köln Der Kölner Oper gelingt ein wahres Mozart-Fest

Köln · Tatjana Gürbaca inszeniert "Così fan tutte".

Kann es sein, dass die Kölner Oper immer dann besonders gut ist, wenn sie in Gefahr ist? Dieser Gedanke drängt sich auf angesichts des neuen Opernstreits und der grandiosen Neuinszenierung von Mozarts "Così fan tutte" im Palladium (Stadtteil Mülheim). Auch die dem Intendanten Uwe Eric Laufenberg nachgefolgte Birgit Meyer hat nun öffentlichen Ärger mit Kulturdezernent Georg Quander, der ihr einen Maulkorb verpasste.

Auf der leeren Bühne (Ingrid Erb) steht in Tatjana Gürbacas Regie ein weißer Einheitsraum aus Papier. In hellen Anzügen spielen Guglielmo und Ferrando Federball, als ihnen Don Alfonso den Floh ins Ohr setzt, ihre Bräute auf die Treue-Probe zu stellen.

Dann geht alles rasend schnell. Schon die Abschiede der vermeintlich in den Krieg ziehenden Liebhaber knistern in gefährlicher Ambivalenz, die Damen schwanken zwischen Pose und echten Gefühlen. "Das Fleisch hat seinen eigenen Geist" wird irgendwann auf die durchlöcherte Rückwand projiziert, und eben diesen zerstörerisch-unwiderstehlichen Geist inszeniert Gürbaca Ton für Ton, Phrase für Phrase. Sie entlarvt jede Lüge, sprüht vor Ideen und streicht, immer im innigen Einverständnis mit dem hinreißenden Konrad Junghänel und dem fabelhaften Gürzenich-Orchester die kahlen, trostlos sehnsüchtigen Stellen heraus, weil Mozart nie trauriger war als in der "Così."

Enorm spielfreudig das vorzügliche Sängerensemble, angeführt von Carlo Lepores charismatischem Don Alfonso, gefolgt von Sabina Cvilaks Fiordiligi (strahlend virtuos), Katrin Wundsams Dorabella (schlank leuchtend), Matthias Klinks Ferrando (draufgängerisch stark), Miljenko Turks Guglielmo (berührend melancholisch) und Claudia Rohrbachs Despina (souverän blitzsauber). An diesem Abend stimmt einfach alles – ein wahres Mozart-Fest!

(RP)
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