Frankfurt/Main Der klassische Buchhandel wächst

Frankfurt/Main · Der Internethandel geht leicht zurück, E-Books werden stetig beliebter.

Der Buchhandel staunt - diesmal über sich selbst und sein unerwartet putzmunteres Dasein. Galt doch der klassische stationäre Buchladen - in der Branche Sortimenter genannt - als Lieblingstodeskandidat der neuen Medien. Zum einen, weil sich das Buch so prima verschicken lässt und damit beliebte Ware aller Online-Händler zu sein scheint. Zum anderen, weil das Buch an sich zum Auslaufmodell erklärt wurde und im E-Book seinen vermeintlich unschlagbaren Nachfolger gefunden hat. All diese Annahmen sind jedoch falsch - vorerst jedenfalls. So hat die Buchbranche insgesamt nach zwei rückläufigen Jahren wieder dezent zugelegt, um 0,2 Prozent. Danach lag der Buchumsatz im vergangenen Jahr bei 9,54 Milliarden Euro. Ein weiteres Zutrauen ins Buchgeschäft ist der Anstieg der Zahl neuer Titel. Die liegt hierzulande jetzt bei 81 919 Neuerscheinungen.

Noch interessanter ist allerdings, dass die Einnahmen der rund 6000 deutschen stationären Buchhandlungen um fast ein Prozent zulegten, während die Erlöse im Online-Handel um 0,5 Prozent erstmals leicht zurückgingen.

Diese Entwicklung gegen den Trend unserer Zeit wird beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels gerne mit der Bildung der Käufer begründet: Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen bei Amazon und forsche Rabattforderungen hätten bei vielen Buchkäufern eine Trotzreaktion hervorgerufen. Sie seien bewusstere Konsumenten. Nach wie vor spiegelt sich das in der Branche wider: Der Kauf eines Buches findet zu 48,6 Prozent im Buchladen an der Ecke statt und nur zu 16,3 Prozent im Internet.

Neben dem Kaufverhalten dürfte die Neuorientierung vieler Buchhandlungen ein weiterer Grund für die Entwicklung sein: Fast jede Buchhandlung hat mittlerweile auch ein eigenes Internet-Bestell-angebot und liefert vor Ort ihre Ware oft mit dem Fahrrad aus. Zudem konzentriert man sich wieder stärker auf die sogenannte Beratungskompetenz. Dagegen haben viele Buchhandelsketten, die früher noch als Schreckgespenst der Branche galten, Probleme - unter anderem mit riesigen Verkaufsflächen, die, vollgestopft mit Bestsellern, wie Auslieferungshallen der Online-Anbieter anmuten.

Bleiben noch die E-Books, die ein echter Wachstumsmarkt geblieben sind. Zwar verzeichnete das Geschäft im vergangenen Jahr einen stolzen Zuwachs um 63 Prozent; umgerechnet sind das 21,5 Millionen verkaufte E-Books. Doch konnte die elektronische Leseware damit lediglich einen Umsatzanteil am Buchmarkt von 3,9 Prozent erreichen. Das ist beachtenswert, aber noch längst keine Revolution.

Dieser Markt wächst robust und bleibt ausbaufähig, wie eine neue Konsumforschungsstudie des Börsenvereins belegt. Danach liegt der Anteil weiblicher E-Book-Käufer bei 59 Prozent; die Kernzielgruppe liegt bei den 40- bis 59-Jährigen; zudem haben E-Book-Käufer ein überdurchschnittliches Einkommen. Noch aber dominiert die Vorliebe fürs Gedruckte: Zwei Drittel aller Befragten bevorzugen das klassische Buch, und 38 Prozent wollen sogar nichts anderes kaufen. Kleiner Fingerzeig in die Zukunft: In den Vorjahren lag dieser Wert noch bei 40 beziehungsweise 45 Prozent.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort