Berlin Der Beste des Boulevard – Curth Flatow gestorben

Berlin · Nichts ist so schwer wie das Leichte. Was für den Schauspieler gilt, gilt umso mehr für den Autor, der das Bühnenfach Boulevard bedient. Curth Flatow war einer der Meister dieses Genres, der nicht einfach Schwänke und Klamotten ohne Tiefsinn schuf, sondern die Hohe Kunst des angelsächsischen Boulevard mit witzig-eleganten Dialogen beherzigte. Im Alter von 91 Jahren ist der Bühnen-, Lied-, Kabarett- und Filmautor jetzt in seiner Geburtsstadt Berlin gestorben, am Tag zuvor wurde noch eines seiner letzten Werke uraufgeführt.

So wie Flatow schrieb kein Zweiter in Deutschland. Der Urberliner war kein Weltveränderer, aber ein lebenskluger Weltbeschreiber, wie der Berliner "Tagesspiegel" schreibt, einer von der Sorte Herz mit Schnauze. Er servierte dem Theaterpublikum köstliche Longseller, wie das 500 Mal ausverkaufte Bühnenstück "Das Geld liegt auf der Bank" mit Rudolf Platte. Er verfasste auch wahre Straßenfeger wie "Ich heirate eine Familie"; die 14-teilige Fernsehserie mit Peter Weck und Thekla Carola Wied in den Hauptrollen erreichte in den 1980er Jahren Einschaltquoten bis zu 46 Prozent. Für diese Serie wurde Flatow mit der "Goldenen Kamera" ausgezeichnet. Ein Millionenpublikum erreichte er schließlich als Autor so beliebter TV-Serien wie "Das Traumschiff", "Musik ist Trumpf" oder "Ein Mann für alle Fälle".

Wenn Flatow auch mitunter als "Heile-Welt"- und "Gute-Laune"-Autor kritisiert wurde, so war er selbst mit dieser Einordnung einverstanden. "Ich wollte die Gesellschaft nie verändern, sondern nur unterhalten", schrieb er in seiner Biografie "Am Kürfürstendamm fing's an". Er glaubte bis zuletzt an den Fortbestand des Boulevard. "Theater bleibt etwas Bezauberndes", sagte Flatow, "jeder Abend ist anders, mit einem anderen Publikum, das anders lacht und weint, wie im richtigen Leben".

(RP)
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