Düsseldorf Der Advent ist eigentlich eine Zeit des Fastens

Düsseldorf · Würde man die Zeit des Advents im kirchlichen Sinne wahr- und ernstnehmen, es wäre das Ende sämtlicher Weihnachtsmärkte. Denn so eigenartig es auch klingen mag: Der Advent war ursprünglich eine Fastenzeit.

Fasten hört sich im heutigen Adventsritus schlimm an; eigentlich wie eine pädagogische Strafeinheit aus dem frühen 19. Jahrhundert. Das hängt nicht nur mit der Opulenz zusammen, mit der wir den Advent ausstatten. Das hat auch zu tun mit unserem Verständnis vom Fasten, das ausschließlich als Entbehrung und Entsagung gesehen wird; als der Inbegriff des kontrollierten Mangels. Dagegen kann man Fasten auch als Reichtum begreifen: Wer fastet, wird nicht abgelenkt, konzentriert und sammelt sich.

Noch heute wird das Fasten vor Ostern praktiziert, begleitet von einigen Zeitgeisterscheinungen wie dem Heilfasten. Dagegen ist das Fasten im Advent buchstäblich aus der Mode gekommen. Dabei zielen die vorösterliche und die Adventszeit jeweils auf ein christliches Großereignis: die Auferstehung Jesu beziehungsweise die Geburt Jesu.

Das Fasten vor Weihnachten begann schon Mitte November und umfasste somit ebenso die symbolisch wichtigen 40 Tage: 40 Tage währte die Sintflut, 40 Tage zog das Volk Israel durch die Wüste. So gesehen ist das Fasten immer auch ein Erinnern.

Das Fasten kann zur guten Vorbereitung auf die Ankunft Jesu werden, die im Begriff des Advents eingeschlossen ist. Es heiligt das Ereignis. Und dabei muss man nicht nur Trübsal blasen. Zu einer beliebten Fastenspeise zählte einst der Lebkuchen - als Opferkuchen, der im Mittelalter darum vor allem in Klöstern hergestellt wurde. Der "Lebekuoche" war also erlaubt und galt als heilend und verdauungsfördernd.

(RP)
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