"Das traurige Leben der Gloria S."

Worum geht's? Eine linke Regisseurin will sich nach einem missglückten Ulrike-Meinhof-Film künstlerisch regenerieren, indem sie eine knallharte Dokumentation über die Armut alleinerziehender Mütter dreht. Doch beim Casting spielt die Schauspielerin Gloria alle Mitbewerberinnen um die Rolle an die Wand. Allerdings mit einer biografischen Legende, die einzulösen nur mit katastrophalen Improvisationen möglich ist. Zum Glück hat das Filmteam keine Ahnung vom wirklichen Leben, weshalb es die abstrusen Geschichten Glorias für absolut authentisch hält.

Wer spielt mit? Drehbuchautorin und Co-Regisseurin Christine Groß, Nina Kronjäger, Margarita Broich, Inga Busch.

Wie ist der Film? Hinreißend! Mit viel Verve werden die Theaterschauspieler und das Filmteam aufeinander losgelassen, ihre durchaus unterschiedlichen Vorstellungen von "Authentizität" zu messen. Selten einmal ist derart haarsträubend und komisch davon erzählt worden, mit welchen komplexen Wirklichkeitskonzepten es Dokumentarfilmer zu tun haben, wenn die gesamte Gesellschaft durch Casting-Shows infiziert ist. Tipp: Beim Abspann sitzen bleiben! Der Film hat eine letzte, aberwitzige Volte in petto: Wenn im deutschen Film gar nichts mehr geht, dann gibt es immer noch die Option der Literaturverfilmung. llll

ULRICH KRIEST

(RP)
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