Premiere in der „Kömödie“ Turbulente Farce mit Vergnügungs-Garantie

Düsseldorf · Im neuen Stück „Das (perfekte) Desaster Dinner“ in der „Komödie“ wirkt nach langer Pause Theaterchefin Verena Wüstkamp mit. Sie ist mit Leib und Seele Schauspielerin und blühte bei den Proben richtig auf.

 Raphaela Kiczka, Stefan Gebelhoff, Verena Wüstkamp und Armin Riahi (v.l.) in „Das (perfekte) Desaster Dinner“ in der „Komödie“.

Raphaela Kiczka, Stefan Gebelhoff, Verena Wüstkamp und Armin Riahi (v.l.) in „Das (perfekte) Desaster Dinner“ in der „Komödie“.

Foto: Tanya Davidow

„Tempo, Pause, Tempo“ gibt Regisseur Rolf Berg den Takt vor und läuft gestikulierend auf und ab. Beim Probenbesuch sitzt das sechsköpfige Ensemble im Stuhlkreis vor ihm und geht Szene um Szene von „Das (perfekte) Desaster Dinner“ durch. Nur noch wenige Tage bis zur Premiere am 24. März. Bis dahin muss es laufen wie geschmiert. „Eine gnadenlos gut geschriebene Klamotte“, urteilt Rolf Berg über den Boulevard-Klassiker von Marc Camoletti. „Sie schraubt sich immer verrückter und absurder nach oben. Das verlangt nach einem schnellen Rhythmus.“ An Inhalten oder Logik dürfe man sich nicht aufhalten, warnt er. Dafür gibt er dem Publikum eine Vergnügungs-Garantie.

Entdeckt hat die turbulente Farce Theaterchefin Verena Wüstkamp. „Ich habe viele Stücke gleichzeitig durchforstet, an diesem blieb ich hängen“, erzählt sie. „Schon beim Lesen musste ich ganz oft lachen. Ein gutes Zeichen.“ In der „Komödie“ wird das Stück in einer Neubearbeitung des österreichischen Autors Michael Niavarani aufgeführt. Um hier abermals seinen eigenen Stempel aufgedrückt zu bekommen. Das Ensemble steuerte während der Proben eigene sprachliche Feinheiten bei. Weil die Sätze dann flüssiger und stimmiger waren und einfach besser passten, auch zu der Dreistigkeit im gegenseitigen Umgang, die das Stück verlangt. „Da ist uns noch viel eingefallen“, versichert der Regisseur.

„Das (perfekte) Desaster Dinner“ markiert auch für Verena Wüstkamp einen Meilenstein. Zum ersten Mal seit Übernahme der „Komödie“ spielt sie wieder in einer durchgängigen Produktion mit. „Das hatte ich mir beim Lesen sofort gewünscht“, sagt sie. „Ich mag diese Art von Humor, die zugespitzten Dialoge fliegen wie Pfeile an dir vorbei. Manchmal gar zu schnell. Fängt man an, über den Text nachzudenken, ist er im Kopf auch schon weg, dann haut es einen aus der Kurve.“ Sie hatte Lust auf ihre Rolle als Frau zwischen zwei Männern. Schon weil sie Ensemblestücke liebt.

„Ich muss nicht im Mittelpunkt stehen, ich will nur eine schöne Geschichte erzählen“, sagt Verena Wüstkamp. Wie fühlt sie sich an, die Rückkehr auf die Bühne? „Ich habe sie gnadenlos vermisst. Eigentlich blühe ich jetzt so richtig auf. Ich mache das seit 20 Jahren, es hält mich am Leben, versetzt mich in Bewegung, lässt mich meine Emotionen ausdrücken.“ Der Alltag, die Bürokratie, das Segeln durch unsichere Zeiten, das Bangen um die Zukunft des Theaters – das alles hat Spuren bei ihr hinterlassen. „Weil ich jetzt wieder spiele, erledige ich alle anderen Aufgaben mit großer Leichtigkeit und Freude“, hat Verena Wüstkamp festgestellt. „Ich bin seit 20 Jahren mit Leib und Seele Schauspielerin. Und ich liebe meinen Beruf. Punkt.“

Freilich muss sie für ihre Bühne kämpfen, nach wie vor. Die Verhandlungen mit dem Capitol Theater gestalten sich jedoch hoffnungsvoll. Mit dem Vertragsabschluss bekäme die „Komödie“ an der Erkrather Straße eine Heimstatt, wenn auch erstmal nur für ein Jahr. Verena Wüstkamp denkt realistisch: „Wir müssen schauen, ob unser Publikum den Wechsel mitträgt und uns die Treue hält.“ Aber sie hat auch gelernt, einen Schritt nach dem anderen zu tun und sich in Gelassenheit zu üben. Das Nahziel ist immer die nächste Premiere. „Der Tatortreiniger“, derzeit im Programm, war ein gelungener Wurf. “Das (perfekte) Desaster Dinner“, so hofft sie, möge einer werden.

Dabei ergibt sich eine ungewöhnliche Konstellation: Schauspielerin Stefanie Winner ist schwanger. Mit ihrer Rolle hat das nichts zu tun, was dem Publikum dann so nebenbei erklärt werden soll. Sowohl Verena Wüstkamp als auch der Regisseur wollten die werdende Mutter im Stück belassen. „Sie sollte keinen Nachteil haben“, sagt Rolf Berg. „Eine Schwangerschaft ist etwas Schönes. Also haben wir überlegt, wie wir das hinkriegen.“ Das Baby wird im Juni erwartet. Nur in den letzten zwei Aprilwochen übernimmt Anna Röser diesen Part.

Die Probe geht weiter. Man diskutiert über das Wörtchen „nö“ im Text. „Ich finde es an dieser Stelle komisch“, wendet jemand ein. Lassen wir’s trotzdem drin? Und falls ja, wie soll es betont werden? Als das geklärt ist, übt Verena Wüstkamp zum wiederholten Mal den schwungvollen Wurf einer Sahnetorte, direkt ins Gesicht ihres Bühnengatten Stefan Gebelhoff. „Ich habe mich obenrum nackig gemacht und stand mit dem Handtuch parat“, berichtet er. „Sie hat sich erst gar nicht getraut. Dann aber doch. Ich finde, es fühlt sich gut an.“

„Das (perfekte) Desaster Dinner“ von Marc Camoletti wird bis zum 14. Mai gespielt. www.komoedie-steinstrasse.de, Tel. 0211/13651333

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort