“Niederrhein Musikfestival“ Franz Schubert in der Mühle

Von Düsseldorf bis an die holländische Grenze reicht das „Niederrhein Musikfestival“, das vom 14. August an ungewöhnlich aparte Programme an ausgewählten Orten bietet.

 Die Stammenmühle im Nettetaler Ortsteil Hinsbeck.

Die Stammenmühle im Nettetaler Ortsteil Hinsbeck.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Wenn es nicht seit 2005 existierte und längst seine Anhänger hätte: Das „Niederrhein Musikfestival“ müsste man eigentlich erfinden, weil es charmant und klug die Gießkannen und Kirchtürme dieser Region schier miteinander verbindet. Das Fest hat ein individuelles Profil, das in inszenierten Konzertprogrammen seinen Ausdruck findet. Auch in diesem Jahr gibt es individuelle Begegnungen zwischen Kulturen und Kunstdisziplinen, deren Bogen sich von der Klassik über den Jazz bis zur Weltmusik spannt – und das live als auch digital.

 

Jederzeit für jedermann digital

Neu ist der digitale Konzertsaal des Festivals mit seinem musikalischen Reiseangebot. Unter „erleben.niederrhein-musikfestival.de“ gehen am 1. August die „Oriental Colours“ auf Sendung und sorgen für besondere „Westöstliche Begegnungen“ – ein Brückenschlag zwischen den Ufern der westlichen Klassik und der persischen Kunstmusik, die der aus dem Iran stammende Hiphopper Joker tänzerisch verbindet. Dazu liest die Autorin Mehrnousch Zaeri-Esfahani aus ihrem Buch „33 Bogen und ein Teehaus“.

 

„Balkan Dreams“

auf Rittergut Birkhof

Dem schillernden Auftakt folgt am 14. August 2022 ein Open-Air-Konzert auf dem Korschenbroicher Rittergut Birkhof. Im Zentrum der Ereignisse steht der brodelnde Schmelztiegel des Balkan, der geografisch freilich ein wenig weiter gefasst wird, um auch magyarischen Einflüssen Platz zu bieten: Pablo de Sarasates unwiderstehliche „Zigeunerweisen“ und der unverwüstliche Csárdás von Vittorio Monti sind nur zwei der Höhepunkte, die dem Publikum unter freiem Himmel des beliebten Ausflugszieles bevorstehen.

 

„Oh la la“: Open-Air-Konzert I

auf Schloss Dyck

 

Von den südosteuropäischen Regionen führt der Weg am 21. August direkt zu unseren französischen Nachbarn. Ein „Plaisir d’amour“ erwartet das Publikum im Innenhof des Schlosses Dyck, wo der Gitarrist und Arrangeur Klaus Jäckle, die Flötistin Anette Maiburg und die Kastagnetten-Virtuosin Friederike von Krosigk zu einer Zeitreise von Meister  François Couperin über Claude Debussy bis zu französischen Chansons einladen. Die Tänzerin Norma Magalhães fängt die Klänge in betörenden Bewegungen ein.

 

Open-Air-Konzert II auf Schloss Dyck

Eine Woche später, am 28. August, werden die Mitglieder des dreiköpfigen portugiesischen Ensembles Faya am selben Orte singend und spielend darstellen, wie sie in Lissabon eine neue Heimat gefunden haben: „Lusoriental – Sounds from Lisbon“ heißt das Programm, in dem sich Vocal-Swing, orientalische Elemente, französische Chansons und brasilianischer Groove mischen.

 

Open-Air-Konzert III

im Tuppenhof Kaarst

Danach geht es am 3. September nach Peru. Die „Ritmos andinos“ kreisen um die Musik des rund 250 Jahre alten Codex „Música Criolla“, die von modernen Kompositionen eingefasst und von der jungen peruanischen Tänzerin Kathy Molina choreografisch interpretiert wird. Karten gibt es hier per Mail über rottlaender@tuppenhof.de.

 

Singer Pur mit Vokalmusik in der

Barockkirche Wickrathberg

Das mittlerweile weltberühmte Ensemble Singer Pur nutzt in diesem Jahr die herrliche Akustik der kleinen Barockkirche von Mönchengladbach-Wickrathberg. Unter dem Motto „Der Geist weht, wo er will“ begeben sich die A-cappella-Vokalisten, der hochmusikalische Gesangskunst schon mit vielen Preisen geehrt wurde, am 11. September auf die globale Suche nach inspirierten und inspirierenden Klängen aus Europa, Afrika und Asien.

 

Franz Schuberts „Winterreise“

in der Hinsbecker Stammenmühle

In der intimen Nettetaler Stammenmühle inszenieren der Gitarrist Klaus Jäckle und der Tenor Tilman Lichdi am 25. September ein Drama „en miniature“: Franz Schuberts „Winterreise“ auf sechs Saiten ist eine historisch durchaus verbürgte Aufführungspraxis, die dem großartigen Zyklus ungewöhnliche Facetten ablauscht. Karten gibt es hierzu über www.geigenbau-zanders.de.

 

Klassische Metamorphosen

in Düsseldorf und Viersen

Den Abschluss bilden zwei Premieren. Erstmals gastiert das „Niederrhein Musikfestival“ in der Festhalle Viersen und der Düsseldorfer Neanderkirche, wo am 21. und am 22. Oktober das neue, auch auf CD erschienene Programm der „Metamorphosen“ aufgeführt wird: Bekannte Kompositionen der Klassik verwandeln sich wie von Zauberhand in improvisatorisch anmutende Stücke, in denen außereuropäische Elemente und Einflüsse des Jazz wie von selbst ihr „Biotop“ finden.

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