Beyonce-Album Königin der Löwen

Das beeindruckende neue Album von Beyoncé ist inspiriert von dem Disney-Film „The Lion King“.

 „The Lion King: The Gift“ heißt das neue Album von Beyoncé.

„The Lion King: The Gift“ heißt das neue Album von Beyoncé.

Foto: AP/Joel C Ryan

Das beste Stück ist „Mood 4 Eva“, und darin gibt es nach zwei Minuten und 20 Sekunden diese tolle Stelle, in der Beyoncé ihren vollen Namen nennt: „I am Beyoncé Giselle Knowles-Carter“, sagt sie. Sie betont jede Silbe überdeutlich, und man weiß gar nicht, ob darin eine Drohung oder ein Versprechen liegt. Ist aber auch egal, die Botschaft ist ohnehin klar: Da singt die Lion Queen.

Beyoncé hat ein neues Album veröffentlicht, „The Lion King: The Gift“ heißt es, und man darf es nicht verwechseln mit dem von Hans Zimmer komponierten Soundtrack zur aktuellen Disney-Produktion, auf dem die 37-Jährige ebenfalls mit einem Stück vertreten ist. „The Gift“ ist lediglich inspiriert von dem Film, in dem Beyoncé die Nala spricht: Die Sängerin mischt neue eigene Songs mit Stücken, die sie entweder gemeinsam mit afrikanischen Künstlern aufgenommen hat oder die gleich komplett von eingeladenen Musikern eingespielt wurden. Die Platte funktioniert wie eine Sammelausstellung, jeder widmet sich einem Aspekt zum Thema Panafrikanismus und weitet, kommentiert oder betont ihn.

Dialog-Schnipsel binden das Album lose an den Film, und das Modell für das Konzept ist sicher der großartige Soundtrack zu „Black Panther“, der ja von Kendrick Lamar kuratiert worden ist. Lamar ist denn auch Beyoncés Duettpartner in dem Lied „Nile“, in dem beide davon berichten, wie sie im Fluss schwimmen und dabei verschiedene afrikanische Staaten kreuzen. Beyoncé hat die Zügel in jeder Sekunde fest in der Hand, bei allen Stücken tritt sie wenigstens als Co-Produzentin auf, alle sind im Breitwand-Format arrangiert. Chöre schwellen an, die Farben sind satt, und die Sujets monumental: Klimawandel, Verantwortung, Tradition, Familie. Die Samples sind klug gewählt, „Mood 4 Eva“ etwa basiert auf einem Original der Sängerin Oumou Sangaré aus Mali.

Das Album ist ein Statement, Beyoncé rückt Afrika, die Wiege der Musik, in den Fokus des Pop. Man hört Burma Boy und Mr Eazi aus Nigeria, Moonchild Sanelly aus Südafrika, Salatiel aus Kamerun und Shatta Wale aus Ghana. Wir sind viele, heißt das, und zusammen bilden sie eine Gemeinschaft, die vermitteln will, dass alle Menschen letztlich dasselbe umtreibt. Eine Welt. Beyoncé nimmt ihre klassischen Sujets wieder auf: das Leben als Mutter, Ehefrau, Geschäftsfrau. Empowerment und Togetherness. „Find Your Way Back“ mutet wie eine Fortsetzung von „Daddy Lessons“ über ihren Vater und Ex-Manager Mathew Knowles an. Auch die Ehe-Soap über das Leben mit Jay-Z geht weiter; er und die gemeinsame Tochter Blue Ivy haben ebenfalls ihre Auftritte. Hinzu kommen US-Stars wie Childish Gambino, Pharrell Williams und die tolle Newcomerin Tierra Whack.

Die Produktion ist großartig, man entdeckt immer neue Details, etwa das an Sade gemahnende Saxophon in „Ja Ara E“. Die Platte swingt sehr edel, auch wenn nicht jedes der 27 Stücke die gleiche Qualität hat wie das Auftaktstück „Bigger“. Das Finale fällt dann in jeder Beziehung heraus: „Spirit“ ist der Titelsong zum Film „Lion King“, und das ist großer Schmalz, Bombast und Kitsch, das einzige offensichtliche Zugeständnis an Disney+.

Es könnte indes das Lied sein, das Beyoncè den Oscar beschert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort