Komödie "Resturlaub" Das Leid der Männer um die 30

Düsseldorf · Bestsellerautor Tommy Jaud schrieb die Roman-Vorlage und das Drehbuch für den Film "Resturlaub". Die Geschichte um einen Mann, der vor der Midlife-Crisis nach Argentinien flieht, verliert auf der Leinwand indes an Charme. Herausragend ist Maximilian Brückner in der Hauptrolle.

Komödie "Resturlaub": Das Leid der Männer um die 30
Foto: dpa, dpa

Das kann doch nicht alles gewesen sein. Diese ernüchternde Erkenntnis steht dem Mittdreißiger Peter "Pitschi" Greulich (Maximilian Brückner) ins Gesicht geschrieben, wenn er in der Flughafentoilette vor dem Spiegel steht.

Dass sein bester Kumpel eine furchtbare Frau mit Kieksstimme geheiratet hat und dass seine langjährige Beziehung namens Biene (Mira Bartuschek) plötzlich von Kindern und dem Eigenheim im Grünen faselt, treibt dem Mann die Sinnkrise auf die Stirn. Nein, er will nicht im beschaulichen Bamberg versauern, in den Reihenhäusern mit Kiesauffahrt, im Nirvana des Spießerdaseins. Er träumt von der großen weiten Welt.

Pass und Geld gestohlen

Also täuscht er am Flughafen seiner Freundin und seinen Freunden einen Raubüberfall vor, bei dem ihm Pass und Geld gestohlen wurden, und lässt die ganze Bagage in den alljährlichen Ballermann-Urlaub nach Mallorca düsen, während er sich in den nächsten Flieger nach Buenos Aires setzt, um dort ein neues Leben zu beginnen.

Dass aber im verheißungsvollen Argentinien kaum etwas so ist, wie er es erwartet hat, muss er alsbald einsehen. Ein Kleinstädter in der Krise, der sich vor Fortpflanzung fürchtet und erst in die Ferne schweifen muss, um zu erkennen, dass er im Grunde in die Fachwerkidylle seiner Heimatstadt gehört.

Diese klassische Selbstfindungsgeschichte stammt aus "Resturlaub", dem zweiten Roman von Erfolgsautor Tommy Jaud, der früher mal Gagschreiber für Harald Schmidt war und sich mittlerweile zum Star auf dem deutschen Buchmarkt entwickelt hat. Jauds jüngstes Werk "Hummeldumm" ist sogar der erfolgreichste deutschen Roman des Jahres 2010.

Derbe Zotenshow

Man kann sich gut vorstellen, wie sich so mancher Mann beim Schmökern am Strand in den Büchern des Bestsellerautors wiederfindet und sich der eine oder andere Leser mit den Figuren seiner Romane identifiziert. Denn im Prinzip schreibt Jaud über stinknormale Typen, die jeder im Bekanntenkreis hat, und über Alltagssituationen, die er dann zu garstigen Karikaturen ausbaut, in denen kaum mal eine Seite ohne Scherz auskommt. Wie auch in "Resturlaub".

Das Buch ist indes besser als der Film. Was umso erstaunlicher ist, da kein fremdelnder Skript-Schreiber das Drehbuch zur Kinoversion verfasste, sondern Jaud selbst. Doch leider artet der zwar nicht weltbewegende, aber doch launige Wortwitz der Vorlage auf der Leinwand zeitweise zur derben Zotenshow aus. Auch mit Fäkalwitzchen, die man eher im tiefergelegten Tom-Gerhardt-Themenpark vermutet hätte.

Und merklich ist auch, dass sich Regisseur Gregor Schnitzler, dessen Filmografie immerhin solche noblen Arbeiten wie "Soloalbum" oder "Die Wolke" schmücken, im Klamottenfach nicht so wohlfühlt. Es ist ja noch eine amüsante Ausgangssituation, ja grotesk komisch, wenn sich Pitschi Greulich an den Armaturen des Waschbeckens die Birne blutig stößt, um den angeblichen Überfall dramatisch zu untermauern.

Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt

Oder wenn das Landei in Shorts in Argentinien landet, weil es eben nicht weiß, dass auf der anderen Seite des Globus kalter Winter herrscht. Doch spätestens, wenn die Handlung im bitterkalten Buenos Aires fortgesetzt wird, verkümmert der Film zur Nummernrevue, in der es kaum noch was zu kichern gibt und der Held den üblichen Läuterungsprozess durchleiden muss.

Dass es daheim doch am schönsten ist, muss selbst eine Provinznudel nach ihren Erlebnissen mit Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt, einer durchtriebenen Tangotänzerin und jenem rektal verpassten Tabasco zur Potenzsteigerung begreifen.

Nun gut, im Vergleich zu "Vollidiot", der ersten Verfilmung eines Jaud-Romans, in der TV-Kasper Oliver Pocher doch ziemlich ungelenk den Fettnäpfchentreter mit Single-Status gab, schneidet "Resturlaub" noch etwas besser ab.

In dieser Produktion spielt schließlich Theatermann Maximilian Brückner den fränkischen Flüchtling, und er meistert die Rolle, die ihm das vorhersehbare Drehbuch aufdrückt, ganz gut und nicht mal unsympathisch. Auch wenn sie rückblickend nicht zu einer Zierde seiner Schauspielkarriere werden wird.

Unsere Wertung: Zwei von fünf Sternen

(RP)
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