Auszeichnung Lauterbach-Preis für Künstlerin Danica Dakić

Mit einem Video-Selbstporträt machte sie vor Jahren erstmals Furore, nun wurde Danica Dakić mit dem Lauterbach-Preis der gleichnamigen Stiftung geehrt. Eine Würdigung.

Danica Dakić erhielt bei einem Festakt im Stadtmuseum den Lauterbach-Preis für soziale Kunst, finanziert von der Carl-und-Ruth-Lauterbach-Stiftung. Die Preisträgerin wohnt seit 1988 in Düsseldorf, lehrt an der Bauhaus-Universität in Weimar und machte 1999 mit ihrem Video-Selbstportrait Furore, indem sie in einer Spezialmaske ihr verfremdetes Gesicht mit zwei Mündern zeigte, die sich gegenseitig Texte in Deutsch und Serbokroatisch erzählen. Ihre eigenen Migrations-Erfahrungen pflegt sie in wunderbare Bilder von Identität und Heimat zu übersetzen.

Die Fotografin Ruth Lauterbach-Baehnisch hatte die Stiftung 1995 in Erinnerung an ihren Ehemann mit einer Million Mark und dem Erlös mehrerer Häuser aus Familienbesitz in Burscheid versehen. Darüber hinaus gehört zur Stiftung ein Archiv mit unzähligen Dokumenten aus der NS-Zeit. Die Witwe steuerte auch ihr Fotoarchiv bei. Sie erreichte zugleich, dass die Stiftung einen Carl-Lauterbach-Preis vergibt. Der wurde jedoch 2005, zehn Jahre nach der Gründung der Stiftung, eingefroren.

Das hängt mit der Person von Carl Lauterbach (1906 - 1991) zusammen: Der Künstler rettete als Freund von Julio Levin Teile der Sammlung jüdischer Kinderzeichnungen, war Meisterschüler von Heinrich Nauen, Mitglied des Jungen Rheinland, Mitbegründer der Rheinischen Sezession und Mitglied im Bund Revolutionärer Bildender Künstler Düsseldorfs. 1930 erhielt er eine umfassende Ausstellung in der Kunsthalle. Mit seinen sozialkritischen Arbeiten eckte er zeitweilig bei den Nazis an, aber nahm auch an rund 40 Ausstellungen im Nazi-Deutschland und in den von Deutschland besetzten Gebieten teil. Seit 1934 war er Mitglied in der Reichskammer der bildenden Künste. Er hinterließ außer seinem Archiv zahlreiche wertvolle Bilder von Kollegen sowie eigene Werke.

Aber es gab Probleme mit seinem Lebenslauf: Der Kunstwissenschaftler Werner Alberg betreute seit 1982 fast 30 Jahre lang das Lauterbach-Archiv, schrieb 1994 ein Buch über den Maler und Sammler, aber widerrief die lobenden Worte 2012 in einem kurz gefassten Papier. Seine Hauptargumente für den Widerruf waren die vielen Ausstellungen Lauterbachs im „Dritten Reich“, was sich kaum mit dem Beitritt zur Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und dem Antrag auf eine Entschädigung nach dem Krieg vereinbaren lasse. Albergs Fazit: Lauterbach könne kaum als Opfer der Nazis bezeichnet werden. Das waren aus heutiger Sicht wenig fundierte Ergebnisse.

Nun enthält die Stiftung auch das Werk seiner Frau Ruth Lauterbach-Baehnisch (1910 – 1997), einer berühmten Fotografin. Sie hatte 1926 eine zweijährige Lehre als Retoucheurin absolviert und sich von 1928 bis 1931 bei August Sander in den Sparten Porträt, Landschaft, Architektur, Reproduktions-Vergrößerung, Negativ- und Positivretouche ausbilden lassen. Sie blieb seine Assistentin bis 1938 und machte sich anschließend in Düsseldorf selbstständig, wo ihr Atelier 1943 ausgebombt wurde. Ihre Aufnahmen vom zerstörten Köln kurz nach Kriegsende bezeugen ihre Qualität als Dokumentarfotografin. Von ihr stammen Akt- und Industrieaufnahmen und so perfekte Kompositionen wie ein Foto vom Dach des Kunstpalastes über die Hufe des Ulanendenkmals hinweg auf die damalige alte Oberkasseler Bogenbrücke. 1958 heiratete sie Carl Lauterbach.

Die Stadt Düsseldorf war nicht glücklich über das Hin und Her in der Beurteilung von Carl Lauterbach und erteilte daher über die Stiftung gleich zwei Forschungsaufträge: An der Universität Bonn soll eine Promotionsarbeit zu Carl Lauterbach Klarheit über sein ambivalentes Verhalten zur Opposition wie zum Mainstream der Zeit bringen. Gleichzeitig wird das Werk von Ruth Baehnisch-Lauterbach einer genauen Forschung unterzogen, ihr Archiv aufgearbeitet und eine fundierte Biografie erstellt. Dadurch kommen auch nie gezeigte Fotos, darunter Akt-, Landschafts- und Industrieaufnahmen, an die Öffentlichkeit.

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