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Poesiefest in Corona-Zeiten Cees Nooteboom: „Poesie ist ein sicherer Ort“

Düsseldorf · Im Düsseldorfer Heine Haus wird das zehnte und hochkarätig besetzte Fest der Poesie gefeiert.

 Der niederländische Autor Cees Nooteboom bei einer früheren Lesung im Heine Haus.

Der niederländische Autor Cees Nooteboom bei einer früheren Lesung im Heine Haus.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Es ist das alte Lied: Poesie finden viele schön, doch gelesen wird sie sparsam. So hat das Düsseldorfer Poesiefest im Geburtshaus von Heinrich Heine auch ein bisschen missionarischen Charakter – und das mit langem Atem. Denn vom 4. bis 6. September wird das Fest im Zeichen der Dichtung – diesmal auch ein wenig im Zeichen von Corona – zum zehnten Mal gefeiert.

Lyrik ist kein Luxus in Krisenzeiten, sondern ein Lebenszeichen. Eine echte Hilfe „speziell jetzt“, hat uns Cees Nooteboom geschrieben. Der niederländische Bestsellerautor ist ein ausgesprochener Fan des mitten in der Altstadt gelegenen Heine Hauses und hat die darin beherbergte Literaturhandlung „Müller & Böhm“ einst zur „schönsten Buchhandlung der Welt“ erkoren. Zum bevorstehenden Poesiefest legt er sich gerne ins Zeug für die Dichtkunst und verrät: „Ich lese dieser Tage die ganze ,Aeneis’ von Vergil, dann bin ich mal aus dieser elenden Corona-Umarmung befreit mit einem Gedicht, das mich nach 2000 Jahren noch immer inspiriert. Das kann nur die Poesie.“

Das hätte der, der 1797 in diesem Haus geboren wurde, sicherlich gern gehört. Auch wenn Heine die letzten Jahre seines Lebens in Paris verbrachte und dort verstarb, so hat er sich doch gern an seine Geburtsstadt erinnert: „Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön, und wenn man in der Ferne an sie denkt und zufällig dort geboren ist, wird einem wunderlich zumute.“

Wunderlich im besten Sinne wird es auch gleich am Eröffnungstag des Poesiefestes, 4. September, wenn Viola Rusche und Mirko Bonné das lyrische Werk von Christian Saalberg (1926-2006) vorstellen. Den Dichter noch nie gehört? Wir lange Zeit auch nicht. Bis der Ruf zur Wiederentdeckung Saalbergs – der sich hinter einem bürgerlichen Leben als Rechtsanwalt versteckte – hierzulande immer lauter wurde. Unglaubliche 23 Bände umfasst sein Werk, das nun in der Neuerscheinung „In der dritten Minute der Morgenröte“ komprimiert wurde und wirklich verdient, ein Ereignis genannt zu werden.

Die Bergung eines solchen Lyrik-Schatzes passt gut zum Motto des Poesiefestes, „Erinnern Vergessen“, das an den zwei Folgetagen aufgenommen wird. So wollen Lyriker auch mit eigenen Werken an große und verstorbene Dichterinnen und Dichter literarisch gedenken und ihnen ihre Stimme leihen. Den Auftakt macht Büchner-Preisträger Marcel Beyer, der Werke des so früh verstorbenen „Spracharchäologen“ Thomas Kling präsentiert. Im November soll bei Suhrkamp eine Gesamtausgabe des Neusser Dichters erscheinen. Weitere lyrische Patenschaften übernimmt Monika Rinck, die an den großen und finsteren portugiesischen Dichter Fernando Pessoa erinnert, während Nico Bleutge eine der berühmtesten und wirkmächtigsten dänischen Dichterinnen vorstellt: Inger Christensen. Der Abschlusstag ist der Tag früherer Debüt-Poesie-Preisträger – mit Lesungen von Julia Trompeter, Maren Kames, Sebastian Unger

Gefeiert werden kann das Jubiläum aber nur mit begrenzter Zuschauerzahl: Statt der üblichen 120 finden nur 40 Vorangemeldete im Saal Platz, und der Ausgang führt über den Notweg, bei dem man aber an einem gesprayten Kunstwerk von Harald Naegeli vorbeikommt. Für die Sicherheit wird entsprechend gesorgt, auch wenn Cees Nooteboom ein anderes Sicherheitskonzept schätzt: „Mich hat die Poesie mein ganzes Leben begleitet – für mich ist es ein sicherer Ort, wo man immer bei sich sein kann.“

Info Nähere Informationen zum Programm finden sich unter www.heinehaus.de. Dort gibt es auch einen Link zum Live-Stream aller Lesungen des Festes vom 4. bis 6. September.

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