Carla Juri – bezaubernder Star im Ekel-Drama "Feuchtgebiete"

Sie hat etwas Elfenhaftes, sinnlich Unschuldiges, das im reizvollen Kontrast steht zu der Rolle, die sie nun berühmt macht: Carla Juri ist die Hauptdarstellerin in der Verfilmung des berüchtigten Charlotte-Roche-Bestsellers "Feuchtgebiete". Und sie macht aus der burschikosen Helen, die es mit Körperpflege demonstrativ wenig genau nimmt, ein verletzliches Geschöpf.

Auf dem roten Teppich beim Filmfestival in Locarno gibt Juri sich zurückhaltend, fast scheu. Doch sie hat die Anmut der jungen Jean Seberg in Godards "Außer Atem", ist nur etwas manierierter, aber vielleicht liegt das in der Zeit. Jedenfalls gehört Juri zu den Neuentdeckungen des europäischen Kinos. In Locarno gab es jedenfalls viel Beifall – für Juri mehr als für den Film. "Ich habe den Menschen gesehen und kein Monster", sagt sie über ihre Rolle. Sie denkt gründlich nach, antwortet sehr bedacht. "Nacktheit hat bei Helen eine emotionale Dimension und steht für einen seelischen Zustand. Es geht um existenzielle Nöte, um Einsamkeit."

Juri könnte mit diesem Film groß rauskommen. "Sie kommt aus einem anderen Universum", sagt Autorin Roche, Juris derzeit vielleicht größter Fan. Sie wünscht ihr, dass sie sich nach diesem Film "alle coolen Frauenrollen" der Welt aussuchen kann. Doch der ganz große Erfolg scheint Juri nicht sonderlich zu interessieren. "Für mich ist jeder Film wichtig und jede Geschichte eines Menschen. Das ist größer als ich und mein kleines Leben."

Der Weg in die Schauspielerei war nicht geplant, wie sie sagt. "Auf den Film bin ich eher per Zufall gekommen, weil es eine Mischung ist aus allen Kunstformen, die mich interessieren. Da war ich so 19, 20 Jahre alt." Ihre Ausbildung führte sie nach London und Los Angeles, wo sie die Meisner Technik studierte und von 2007 bis 2008 Mitglied im Ensemble der Theatrical Arts Theatre Company war. Auf der Bühne trat sie damals als Jeanne d'Arc auf.

Geboren wurde Juri 1985 im Tessin, sie wuchs zweisprachig, italienisch und deutsch, auf; dazu spricht sie fließend Englisch, Schweizerdeutsch und Französisch. Als Hobbys nennt sie Klavierspielen, Eishockey und modernen Tanz. Dafür wird die Zeit jetzt knapper werden.

(RP)
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