Cannes erwartet starken Wettbewerb

Woody Allens Liebeskomödie "Mitternacht in Paris" eröffnet heute Abend das 64. Filmfestival von Cannes. Doch es wird auch schwere Kost geben: Lars von Trier stellt sein neues Werk "Melancholia" vor, und zwei iranische Regisseure konnten ihre Arbeiten auf das Festival schmuggeln.

Cannes Aufbruchstimmung an der Croisette: Nach mageren Zeiten haben sich in diesem Jahr Altmeister des Films angesagt, wenn auch nicht gerade Regisseure, die für heitere Werke bekannt wären: Der Finne Aki Kaurismäki wird bei den 64. Filmfestspielen in Cannes erwartet, dazu der spanische Regisseur Pedro Almodóvar und der Däne Lars von Trier, der sein Werk "Melancholia" selbst als "psychologischen Katastrophenfilm" angekündigt hat. Immerhin werden ihn internationale Stars wie Charlotte Rampling und Kirsten Dunst auf den Roten Teppich begleiten.

Eröffnet wird das Festival heute Abend mit Woody Allens neuem Film "Mitternacht in Paris". Der Meister der tragischen Komödie hat wieder in einer europäischen Metropole gedreht – in Paris, der Stadt der Liebe. Und ja, er wird natürlich mit seinen Stars Owen Wilson und Rachel McAdams nach Cannes kommen. Doch hat das zuletzt wenig interessiert. In Frankreich wollte man nur eines wissen: Würde die Erste Dame des Landes, die Sängerin und Gelegenheitsschauspielerin Carla Bruni-Sarkozy, zum Roten Teppich kommen? Sie hat in Allens Film einen kleinen Auftritt als Museumsführerin. Doch nun die Absage: "Aus persönlichen Gründen" könne sie leider nicht an die Côte d'Azur reisen, sagte Bruni in einem Interview. Natürlich heizte das sofort die Gerüchte über ihre mögliche Schwangerschaft weiter an.

Außerdem soll ihr Mann wenig begeistert reagiert haben, als man den Film "La Conquête" ins Programm hob. Denn darin wird der Weg des Nicolas Sarkozy an die Spitze der Macht nicht gerade schmeichelnd gezeigt. Angebliche Anfragen des Präsidenten beim Festival, den Film nicht ins Programm zu nehmen, wurden abschlägig beschieden. Einziges Zugeständnis: Der Eröffnungsfilm und der Sarkozy-Dokumentarstreifen liegen exakt eine Woche auseinander. Außerdem läuft "La Conquête" nicht im Wettbewerb, der in diesem Jahr mit einem Schwarz-Weiß-Foto der sich räkelnden Faye Dunaway eines der schönsten Plakate aller Zeiten zu bieten hat.

Auch die Autogrammjäger dürften auf ihre Kosten kommen. Denn es haben sich so viele Stars wie lange nicht mehr angekündigt. Angelina Jolie wird in den ersten Tagen erwartet, später kommt ihr Gatte Brad Pitt – von dem es heißt, sein neuer Film "Tree of Life" von Regisseur Terrence Malick sei der sichere Gewinner. Dazu unter anderem Kiefer Sutherland, Tilda Swinton, Antonio Banderas, Jean-Paul Belmondo, Dustin Hoffman. Das Geschrei vor dem Palais des Festivals dürfte beträchtlich werden.

Für politische Diskussionen könnte ein Film sorgen, der es nur knapp nach Cannes geschafft hat. Die iranischen Regisseure Jafar Panahi und Mohammad Rasoulof konnten ihre neueste Arbeit trotz Berufsverbots und drohender Haft im Iran auf einem USB-Stick nach Cannes schmuggeln.

Der deutsche Film spielt in diesem Jahr an der Croisette nicht die große Rolle, die viele sich wünschen. Nur Andreas Dresen, der mit seinem Film "Wolke Neun" hier einst die Palme der Herzen gewann, ist eingeladen. In der Nebenreihe "Un Certain Regard" präsentiert er am Sonntag sein Drama "Halt auf freier Strecke", in dem es um einen Mann geht, der die Diagnose Krebs im Endstadium erhält.

Eine der großen Überraschungen des Festivals könnte "Michael" werden, der einzige deutschsprachige Film im Wettbewerb. Der österreichische Regisseur Markus Schleinzker war bisher Teil des Teams um Michael Haneke. Bei seinem Erfolg "Das weiße Band" war er der Casting-Direktor. Nun ist er mit seiner Geschichte um zwei Männer, Vater und Sohn, in den Wettbewerb um die Goldenen Palmen geladen. Vergeben wird sie am 22. Mai.

(RP)
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