Calixto Bieito bei der Ruhrtriennale

Der spanische Regie-Star Calixto Bieito hat sich im Opernland NRW bislang rar gemacht. Nun ist es der Ruhrtriennale gelungen, den viel beschäftigten Mann in die Duisburger Gebläsehalle zu holen, wo er Toshio Hosokawas Kammeroper "Hanjo" zur Premiere gebracht hat. Bieito gilt als skandalträchtiger Regisseur, doch Hosokawas stilles Werk hat er behutsam angefasst.

Bühnenbildnerin Susanne Gschwender hat in die ehemalige Industriehalle einen originalgetreuen Schienenstrang gelegt, der bis an die Zuschauertribüne heranreicht. An den Seiten sitzt das Instrumentalensemble der Musikfabrik tiefer gelegt wie in frisch ausgehobenen Gräbern.

Hosokawa hat für seine Oper auf einen klassischen Stoff des traditionellen Nô-Spiels zurückgegriffen, den der Schriftsteller Yukio Mishima 1955 aktualisierte. Erzählt wird die Geschichte der ehemaligen Geisha Hanako, die seit Jahren auf Yoshio wartet, einen Mann, der ihr einst begegnete. Die Malerin Jitsuko nimmt Hanako auf und hütet sie. Doch dann taucht Yoshio auf, und zwischen ihm und Jitsuko entbrennt ein Machtkampf um die verrückt gewordene Hanako.

Hosokawas Musik ist statisch, kreist um wiederkehrende Grundtöne, bewegt sich langsam. Calixto Bieito inszeniert das Geschehen als Kammerspiel unter Hochspannung. Kerstin Avemo balanciert als Titelheldin mit blutigen Socken auf den Schienen und bewältigt ihre Partie mit Bravour. Ursula Hesse von den Steinens Mezzo gibt der verbitterten Jitsuko mit Kontur, Georg Nigls heldischer Bariton klingt kraftvoll, Garry Walker sorgt am Pult der fabelhaften Musikfabrik für Transparenz. Großer Applaus für einen hochkonzentrierten Abend. REGINE MÜLLER

(RP)
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