Buchtipp Wolfgang Hirn: Herausforderung China

Ökonomisch übt ökonomisch einen Einfluss aus, dessen Ausmaß von vielen Konkurrenten im Westen immer noch unterschätzt wird. Aber auch politisch und militärisch ist China auf dem Weg zur uneingeschränkten Weltmacht. Und wir haben eigentlich gar keine Chance, in diesem ungleichen Kampf mit dem Drachen die Oberhand zu behalten. So lautet zumindest das Fazit eines neuen Buches mit dem Titel "Herausforderung China - Wie der chinesische Aufstieg unser Leben verändert".

 "Herausforderung China" von Wolfgang Hirn.

"Herausforderung China" von Wolfgang Hirn.

Foto: S. Fischer

Der Autor Wolfgang Hirn, Reporter beim "manager magazin", hat das Reich der Mitte in den letzten 20 Jahren ausgiebig bereist und dessen Weg vom Entwicklungsland zum Wirtschaftsriesen beobachtet. Er weist darauf hin, dass heute jede zweite weltweit verkaufte Kamera, jede dritte Klimaanlage und jeder vierte Fernseher aus China stammt. Das Land ist zur "Fabrik der Welt" geworden und ist nun auch auf dem besten Wege zur High-Tech-Nation, wie allein schon das Raumfahrtprogramm zeigt.

Ironischer Weise hat der Westen zu dieser Entwicklung beigetragen, indem er über damals lukrativ erscheinende Joint Ventures einen Technologietransfer ins Reich der Mitte ermöglichte. Die chinesische Seite hat dieses Know-how voll zu nutzen verstanden. Inzwischen schlagen Chinas Konzerne zurück und übernehmen ihre einstigen Förderer. Jüngstes Beispiel ist der Erwerb der IBM-Computersparte durch das chinesische Unternehmen Lenovo. Und China Mobile ist bereits der größte Mobilfunk-Betreiber der Welt mit 170 Millionen Kunden.

Angesichts seines rasanten Aufschwungs kauft China mittlerweile die Rohstoffmärkte leer, und diese hohe Nachfrage treibt die Preise weltweit in die Höhe. Gleichzeitig nehmen die Umweltprobleme gewaltig zu. All dies macht auch dem Westen immer mehr zu schaffen. Einen winzigen Ausgleich sieht Hirn darin, dass immer mehr Chinesen als Touristen ins westliche Ausland reisen und dort auch großzügig Geld ausgeben.

Auf dem Weg zur Weltmacht stellt sich schließlich die Frage nach der politischen Zukunft Chinas. Hirn vertritt die These, dass das Land nicht demokratisch im westlichen Sinne werden wird. Doch selbst dies erweise sich letztlich als positiver Standortfaktor. Wenn die Staatsführung wie bisher klugen Pragmatismus walten lasse, könnten wirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen viel schneller getroffen und umgesetzt werden als in politischen Systemen, in denen der Amtsweg beschritten werden müsse.

Man fragt sich beim Lesen dieses Buches, welche Chance der Westen eigentlich noch hat, sich der "Herausforderung China" zu stellen, ohne seine eigenen Standards völlig über den Haufen zu werfen. Lösungswege zeigt der Autor jedenfalls nicht auf, er gibt lediglich Denkanstöße. Diese allerdings sollten hier zu Lande ernst genommen werden.

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