Literatur Große Literatur, mutige Filme - John Irving wird 70

Düsseldorf · Seine Werke wurden in 30 Sprachen übersetzt, viele wurden verfilmt. Am Freitag feiert der US-amerikanische Schriftsteller John Irving seinen 70. Geburtstag.

 Turbulente Romane, ruhiges Leben — John Irving wird 70.

Turbulente Romane, ruhiges Leben — John Irving wird 70.

Foto: dapd, Natalie Nollert

In der Literatur wird John Winslow Irving als "Meister der Erzählkunst" verehrt. Er gehört zu den wenigen Autoren, die hohe literarische Qualität an eine große Leserschaft verkaufen. Dass er daheim umstrittener ist als in Europa, liegt an politischen Themen wie Abtreibung, Vietnamtrauma, Präsidentenmord und Apathie der Bürger, die er behutsam, aber auch nicht zimperlich anpackt.

Ebenso mutig lässt er sich über Inzest, Pädophilie und homo- sowie transsexuelle Neigungen aus. Dass die Filme, die auf seinen Büchern basieren, trotz Starbesetzung nicht immer den verdienten Kassenerfolg bringen, ist kaum verwunderlich. Bei Besuchen in Europa beklagte sich Irving mehrfach über die "puritanischen und verklemmten" Amerikaner. Seit einem Studienjahr in Wien spricht er recht gut Deutsch.

Er ist der Verfasser so turbulenter Romane wie "Garp und wie er die Welt sah" (dt. 1979), "Die wilde Geschichte vom Wassertrinker" (dt. 1989), "Das Hotel in New Hampshire" (dt. 1982) und "Owen Meany" (Diogenes Verlag, Zürich). Im Jahr 2000 erhielt er sogar einen Oscar. Auf Grundlage seines gleichnamigen Romans hatte er das Drehbuch zu "Gottes Werk & Teufels Beitrag" geschrieben.

Irving führt in dem beschaulichen Neuenglandstaat Vermont "ein sehr geregeltes Leben". Er halte es mit Gustave Flaubert, sagt Irving und zitiert den französischen Autor aus dem 19. Jahrhundert in gebrochenem Deutsch: "Man muss im Leben sehr ruhig sein, damit man in den Romanen lauter schreien kann." Irving ist mit Günter Grass befreundet und ehrt ihn als einen Schriftsteller, der ihn besonders beeinflusst beeinflusst hat. Ähnliches sagt er von Kurt Vonnegut, Gabriel Garcia Marquez und Salman Rushdie.

Irving hat den eigenen Vater nie gekannt und wuchs im Haus des Stiefvaters auf. Er erhielt nach der Adoption als Sechsjähriger den Namen, unter dem er berühmt wurde. Dieser Hintergrund lässt ihn in seinen Büchern immer mit bitterem, oft absurdem Witz über seltsame Familienverhältnisse schreiben.

(dpa)
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