Bildband "The Silence of Dogs in Cars" Was ist das für ein Hundeleben?

Was bitte soll das? Fotos von Hunden in Autos und das auch noch in einem Bildband, herausgegeben von einem Kunstverlag. Doch der Fotograf Martin Usborne landet mit "The Silence of Dogs in Cars" einen Volltreffer. Seine Bilder provozieren Reaktionen wie Kopfschütteln, Gelächter, Mitgefühl. Einen Versuch ist es wert.

Hundeaugen. Wer sonst kann so still und leise klagend schauen? Vor allem, wenn die Tiere dann noch in einem Auto eingesperrt sind und aus dem Fenster herausschauen. Diese doch eigentlich alltäglich zu beobachtende Situation hat der britische Fotograf Martin Usborne zu seinem Thema gemacht.

Der Bildband "Dogs in Cars, den nun der Kehrer Verlag herausgegeben hat, umfasst die Arbeit von mehr als drei Jahren. Die insgesamt 52 Farbabbildungen sind das Destillat einer detaillierten Inszenierung, allesamt wie von der Leinwand genommen und mit größter Sorgfalt ausgewählt. Manchmal müsse er 400 bis 500 Bilder machen bis das richtige dabei sei, erzählte der Fotograf einmal in einem Interview.

Es ist erstaunlich, was die Aufnahmen bei ihrem Betrachter auslösen. Manche sind geradezu irreal. Die Farben sind künstlich und kalt, das Setting wirkt gespenstisch düster, mittendrin der verlassene Hund in seinem Auto. Es ist die Bild- und Farbensprache, die Verlassenheit und Einsamkeit verkörpert. Gleichzeitig ist jedoch ein subtiler Humor in den Aufnahmen zu spüren. Manche müssen lachen, wenn sie die Bilder anschauen.

Für Usborne ist das völlig in Ordnung. Er selbst kommt auch nicht gerade wie ein Trauerkloß daher. Wenn man ihn bei seiner Arbeit beobachtet, erlebt man einen überaus wachen und aufgeräumten Mann. Dass er über ein ausgeprägtes Maß an Humor verfügt, demonstriert er in seinem Blog mynameismoose.com, in dem er in britisch-ironischem Stil das Leben aus der Sicht seines Schnauzers Moose beschreibt.

Eine Kindheitserinnerung brachte Usborne letztlich auf die Idee, die Tiere allein in Autos abzulichten. Er selbst war einmal als kleiner Junge ebenfalls allein und verlassen. Damals stieg in ihm die Angst auf, dass ihn womöglich niemand mehr herauslassen würde. Für immer allein - "wer je diese Angst gehabt hat, vergisst das nie", so Usborne. Dieses Gefühl spiegelt er in seinen Bildern.

Gleichzeitig geht es darin aber auch um das Drinnen und Draußen, um das, was das Tier von seiner Umwelt trennt. So sind die Hunde auch Metapher für das, was wir Menschen wegsperren und verschlossen halten möchten, was aber gleichzeitig nach draußen will. Wer genau hinschaut, kann sehen, dass auf Usbornes Bildern die Fenster nie komplett geschlossen sind. Immer verbindet ein Spalt die beiden Ebenen.

(pst)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort