Buch über die Erfinder alltäglicher Gegenstände Was das Dixi-Klo mit dem Papst zu tun hat

München · Cornflakes zum Frühstück, zu Mittag Fischstäbchen und dazwischen mit dem Handy telefoniert. Alles Lebensmittel oder Gegenstände, die selbstverständlich den Alltag der Menschen bestimmen. Doch wer hat sie erfunden?

 Wer hat's erfunden? Das Buch klärt auf, von A wie Achterbahn bis Z wie Zuckerwatte.

Wer hat's erfunden? Das Buch klärt auf, von A wie Achterbahn bis Z wie Zuckerwatte.

Foto: Verlag

Dieser Frage geht ein Jugendbuch im cbj-Verlag unter dem Titel "Flipflops, iPod, Currywurst" nach. Die Journalistin Steffi Hugendubel-Doll führt darin 162 Erfindungen an: Von A wie Achterbahn bis Z wie Zuckerwatte.

Die Dinge werden nicht nur erklärt. In bunten Kästen finden sich Insiderwissen oder Fakten zum "Eindruckschinden". Auch "Kurioses" ist dabei. Wer weiß schon, dass die blauen Dixi-Klos weltweit durch einen Papst bekanntwurden?

Der in Deutschland stationierte US-Soldat Fred Edwards hatte das mobile WC 1973 erfunden. Als sieben Jahre später Johannes Paul II. die Bundesrepublik besuchte, wurden Tausende dieser Toiletten für die Besucher bei den Freiluftgottesdiensten aufgestellt. "Dieser erste Großauftrag machte Edwards reich und berühmt", heißt es.

Die Kunstsprache "Esperanto" geht indes auf den polnisch-jüdischen Arzt Ludwik Lejzer Zamenhof zurück, der sie 1887 der Öffentlichkeit vorstellte. Richtig durchsetzen konnte sie sich international zwar nie, aber es war wieder der vielsprachige Johannes Paul II., der damit zu tun hat. 1984 verlas er als erster Papst die Oster- und Weihnachtswünsche vom Balkon des Petersdom in Esperanto. Sein Nachfolger Benedikt XVI. setzt diese Tradition fort.

Unter A ist der Adventskalender aufgenommen. Während es ihn heute auch in kuriosen Variationen mit Schokolade, Spielzeug oder Teespezialitäten gibt, fiel der erste gedruckte 1908 bescheiden aus. Der Lithograph Gerhard Lang aus Maulbronn hatte die Idee dazu. Unter dem Motto "Im Lande des Christkinds" enthielt der Kalender 24 bunte Bilder, die von den Kindern ausgeschnitten und aufgeklebt werden konnten.

Eine Erfindung aus Deutschland ist auch das Bobby-Car. Ausgedacht hat sich das quietschrote, robuste Gefährt 1972 Ernst A. Bettag in Fürth. Das Ur-Modell war noch aus Holz geschnitzt. Die Cornflakes wiederum entwickelten bereits 1894 zwei US-amerikanische Ärzte als gesunde Morgenmahlzeit für übergewichtige Patienten. Heute gelten die Maisflocken durch den reichlichen Zusatz von Zucker eher als Dickmacher.

Übrigens - Fischstäbchen sind keine Erfindung von Käptn Iglu. Es waren Angestellte der englischen Firma "Bird Eye", die 1955 begannen, Fisch in Streifen zu schneiden, mit Panade zu versehen, zu frittieren und tiefgefroren zu verkaufen. Speziell Kinder sollten damit früher an Fisch gewöhnt werden und ihre Angst vor Gräten überwinden.

Das Handy hat der US-Elektroingenieur Martin Cooper 1973 in die Welt gebracht - 1,5 Kilo schwer. Eigentlich sollte es dem Polizeifunk vorbehalten sein, doch dann war sein Siegeszug nicht mehr aufzuhalten. In Erich Kästners Roman "Der 35. Mai" von 1932 taucht jedoch bereits ein Herr auf, der auf dem Trottoir aus seiner Manteltasche einen Telefonhörer zieht, eine Nummer hineinspricht und einer Gertrud mitteilt, dass er später zum Mittagessen kommt.

Im Vorwort outet sich der Herausgeber des Buchs, TV-Moderator Matthias Opdenhövel, als "Riesenfan" von Daniel Düsentrieb, dem spleenigen Tüftler aus Entenhausen. Solche Verrücktheiten hätten die Menschheit vorangebracht, auch wenn neue Dinge anfangs skeptisch gesehen würden. Den Kindern gibt er mit auf den Weg, immer neugierig zu bleiben. "Keine Idee ist zu abwegig, als dass man nicht auf ihr rumkauen könnte."

Dabei kann Stille für einen jungen Forscher hilfreich sein. Wie wäre es mit Ohropax, eine Erfindung des Berliner Apothekers Maximilian Negwar? Ein großer Freund dieser Stöpsel war der Schriftteller Franz Kafka, der in einem Brief schrieb: "So viel Ruhe, wie ich brauche, gibt es nicht oberhalb des Erdbodens und ohne Ohropax bei Tag und Nacht ginge es gar nicht."

"Flipflops, iPod, Currywurst" von Matthias Opdenhövel und Steffi Hugendubel-Doll, cbj-Verlag, 24,99 Euro

(KNA)
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