Geburtstag Vor 125 Jahren: Duden beendet Schreibwirrwarr

Frankfurt/Main (rpo). Mitte des 19. Jahrhunderts herrschte Buchstabenchaos: Jede Schule, jeder Verlag und jede Dienststelle schrieb nach eigenen Regeln, denn eine einheitliche Schreibweise gab es nicht. Als Lehrer wusste Konrad Duden, wie es um die deutsche Rechtschreibung stand und er wollte das Wirrwarr beenden - mit einem Buch.

Dass dies gelang, war vor allem dem damaligen Gymnasialdirektor Duden und seinem 1880 erschienenen "vollständigen orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache" zu verdanken. Am Donnerstag feiert der Duden seinen 125. Geburtstag - und auch heute ist das gelb eingebundene Standardwerk aus Behörden, Büros und Schulen nicht wegzudenken.

Der 1829 in Gut Bossigt bei Wesel geborene Duden studierte zunächst in Bonn Philosophie, klassische Philologie, Geschichte sowie deutsche Sprache und Literatur. Nach seinem Lehramtsexamen arbeitete er unter anderem als Hauslehrer in Frankfurt am Main und Genua, bevor er 1869 eine Stelle als Gymnasialdirektor im thüringischen Schleiz antrat. Täglich mit dem Dilemma der unterschiedlichen Schreibweisen konfrontiert, verfasste er 1872 die stark beachtete Schrift "Die deutsche Rechtschreibung", die auch ein Wörterverzeichnis mit Regeln enthielt.

Wegen seiner Bemühungen nahm er 1876 als Experte an der ersten orthographischen Konferenz in Berlin teil. Dabei setzte er sich für Regelungen ein, die auf dem Motto "Schreibe, wie du sprichst" basieren sollten. Doch das Treffen scheiterte, die einzelnen Ländern des 1871 gegründeten Deutschen Reiches gingen eigene Wege. Duden, der mittlerweile ein Gymasium in Hersfeld leitete, stützte sich dann bei seinem berühmten Wörterbuch vor allem auf die preußischen Regeln, berücksichtigte aber auch die bayerischen. Das "Orthographische Wörterbuch", das damals etwa 27.000 Stichwörter hatte, setzte sich durch und Duden gilt deshalb heute als "Vater der deutschen Rechtschreibung".

Nach der zweiten orthographischen Konferenz 1901 gelang es den Kultusministern, sich auf eine einheitliche Rechtschreibung zu einigen. Die Ergebnisse sollten in Dudens Werk eingearbeitet werden, dem dabei einige Mitarbeiter des Verlags Bibliographisches Institut zur Seite standen. Diese Hilfe gilt heute als die Geburtsstunde der Dudenredaktion, die nach dem Tod Konrad Dudens im Jahr 1911 sein Wörterbuch weiterentwickelte.

Heute sind es 125.000 Stichwörter

Das Standardwerk liegt inzwischen in der 23. Auflage vor und ist mit 125.000 Stichwörtern so umfangreich wie nie zuvor. Wie bei jeder Neuauflage wurden auch wieder eine Reihe neuer Wörter in das Standardwerk aufgenommen. Diesmal waren es 5000, darunter etwa Billigflieger, Dosenpfand, Fotohandy, googeln, ICH-AG, Minijob und Sars.

Grundlage für das Nachschlagewerk ist dabei die noch immer heftig umstrittene Rechtschreibreform. Bereits 1996, als die neuen Regeln beschlossen wurde, gab der Verlag den ersten "Reformduden" heraus. Die damalige 21. Auflage wurde nach Verlagsangaben zu einem "der größten Erfolge in der deutschen Verlagsgeschichte". Der Duden stellte sich auch danach voll hinter die Reform. Bei der 2004 erschienenen aktuellen Auflage sprach der Leiter der Dudenredaktion, Matthias Wermke, von einem "notwendigen und eindeutigen Zeichen" für die Regeln. Ab dem kommenden Schuljahr werden sie bis auf einige strittige Bereiche verbindlich - ein wichtiges Hilfsmittel für Lehrer und Schüler dürfte auch dann mal wieder der Duden sein.

(afp)
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