Rein weiblicher Verlag will Branche umkrempeln Ecco verlegt und beschäftigt ausschließlich Frauen

Hamburg · Der neue, rein weibliche Verlag will Frauen im Literaturbetrieb zu mehr Präsenz verhelfen und sie stärken. Der Hamburger Ecco Verlag, der im März sein erstes Programm herausbringt, verlegt ausschließlich Bücher von Autorinnen und beschäftigt nur Frauen.

  Eine Frau schreibt mit einem Füllfederhalter (Symbolbild).

 Eine Frau schreibt mit einem Füllfederhalter (Symbolbild).

Foto: dpa/Tobias Hase

„Wir wollen mit unseren Inhalten den weiblichen Blick und die weibliche Perspektive in den Fokus rücken“, sagte Magdalena Mau, Herstellerin im Ecco-Team, dem Evangelischen Pressedienst. „Da schien es uns nur konsequent, das Konzept über die Autorinnen hinaus auf alle Beteiligten zu übertragen.“ So liege auch die gesamte Produktion in der Hand von Frauen, bis hin zu den Fotografien auf den Buchcovern.

Die Literaturlandschaft sei traditionell stark von Männern dominiert, sagte Mau: „Es ist für Frauen ganz normal, überwiegend Bücher von Autoren zu lesen, das fängt schon bei der Schullektüre an.“ Die weibliche Sicht sei dagegen unterrepräsentiert. Daran wolle Ecco etwas ändern. „Wir wünschen uns, dass Frauen in der Branche sichtbarer werden und dass man an Autorinnen genauso wenig vorbeikommt wie an Autoren“, erklärte die 30-jährige Buchherstellerin des jungen Unternehmens, das im Sommer vergangenen Jahres unter dem Dach des Verlagshauses HarperCollins gegründet wurde.

Dabei gehe es nicht darum, männlichen Autoren etwas wegzunehmen, sondern vielmehr darum, die Literaturszene diverser zu gestalten. „Wir wollen keine Türen zuschlagen, sondern nur neue Türen aufmachen und den Raum noch weiter öffnen“, sagte Mau. „Unter dem Motto 'Was wir lesen wollen' verlegen wir die Geschichten, die uns in unseren Bücherregalen noch fehlen.“ Auch wenn sich die weibliche Perspektive sicher nicht pauschal von der männlichen unterscheide, wolle Ecco vor allem in Literatur über Frauen stärker die „Innenperspektive“ betonen.

Als Beispiel nannte ihre Kollegin Tabea Worthmann den Roman „Blond“ von Joyce Carol Oates über das Leben von Marilyn Monroe, der bei Ecco nun in einer Neuauflage erscheint. „Marilyn Monroes Image war immer sehr vom männlichen Blick geprägt, oft als Pin-up“, sagte die 34-Jährige, die im neuen Verlag für den Vertrieb zuständig ist. Die Autorin Oates habe einen ganz anderen, weiblichen Blick hinter die Kunstfigur geworfen: „Deshalb passt das Buch perfekt in unser erstes Programm.“

Was ins Programm kommt, entscheidet das fünfköpfige Verlagsteam gemeinsam. Geplant sind jeweils fünf Bücher von deutschen und internationalen Autorinnen pro Halbjahr. Männliche Leser wollen die fünf Ecco-Frauen dabei keinesfalls ausklammern. „Wir möchten Männer genauso ansprechen wie Frauen und wünschen uns ein diverses und inklusives Publikum“, unterstrich Worthmann.

(felt/epd)
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