Ehemaliger Opernintendant der Stadt Uwe Eric Laufenberg rechnet mit Köln ab

Köln · Der ehemalige Opernintendant von Köln, Uwe Eric Laufenberg, hat den satirischen Roman "Palermo" verfasst. Darin rechnet er mit der Kulturpolitik der Stadt ab.

 Uwe Eric Laufenberg war 2012 gefeuert worden.

Uwe Eric Laufenberg war 2012 gefeuert worden.

Foto: dpa, Henning Kaiser

Man muss nur den Namen des Autors lesen, den Titel deuten und das Bild erkennen, um zu wissen: Dieser Roman ist eine Abrechnung, ein Racheakt. Zu großen Teilen fällt er aber witzig und erheiternd aus, was daran liegt, dass stinknormale Kulturmenschen zu burlesken Typen wachsen. Sie scheinen imposanter als zu jenen Tagen, da die Angelegenheit spielte, um die es geht. Das Buch heißt "Palermo" und spielt in Köln, was mentalitätstechnisch kein großer Unterschied ist. In Sizilien herrscht die Mafia, in Köln der Klüngel. Kölns marodes Opernhaus ist auf dem Cover zu sehen.

Der Autor ist Uwe Eric Laufenberg, der von 2009 bis 2012 Intendant der Oper Köln war, bis er unter absurden Umständen aus seinem Amt schied. Aus diesen Jahren erzählt Laufenberg mit den Mitteln der Satire. Wer etwas im Kölner Kulturleben zu sagen hatte, tritt in "Palermo" auf, natürlich nicht mit Originalnamen, sondern italienisch verballhornt. Aus Laufenberg wird Tommaso Moncorrente (laufender Berg), aus Kulturdezernent Georg Quander wird Giorgio Grigio (grauer Georg), aus der Schauspiel-Intendantin Karin Beier wird Bibiana Cacciatori (Jägerin), aus Verwaltungsdirektor Patrick Wasserbauer wird Franco Scheletrino (Klappergestell). Köln wird zu Palermo, Berlin zu Rom, Hamburg zu Mailand.

Jeder Lokalpolitiker kommt hier mit feinem Italo-Namen zur Geltung — und weil Laufenberg nichts mehr zu verlieren hat, sondern von 2014 an Intendant in Wiesbaden sein wird, schildert er Interna seiner Kölner Zeit mit einer subjektiven Genüsslichkeit und Bösartigkeit, an der sich der Leser über große Strecken delektiert. Von den ersten Seiten an geraten wir in die komischsten Verstrickungen, in denen auch der Zeitungsfürst Alfredo Castel Del Monte (Alfred Neven DuMont) erscheint.

Zwischen blanker Realität und blankem Unsinn

Laufenberg wechselt gern zwischen blanker Realität und blankem Unsinn, und weil er das Stilmittel der Überzeichnung nicht gerade diskret einsetzt, erleben wir ein kölsches Panoptikum mit eingestürztem Stadtarchiv ("Wie? Datt Arschiv is fott?"), einem unter atemberaubenden Bedingungen arrangierten "Ring"-Gastspiel in China, einem immer wieder geplanten und abgesetzten Neubau der Bühnenhäuser. Was wahr und was Fiktion ist in diesem Buch, ermisst der Leser nicht. Wer Köln gut genug kennt, der weiß aber, dass dort jeder Dolchstoß als Betriebsunfall oder Notwehr deklariert wird; dass politische Zusagen die Gültigkeit von Liebesbriefen besitzen, die 14-Jährige austauschen.

Leider verliert das Buch (das mit einem Orchestergraben voller Kommafehler verdrießt) gegen Ende etwas von seinem ironischen Schneid; die letzten Tage des Intendanten führt es als Dialoge-Ping-Pong. Auch wirkt es unschön, wie Laufenberg seine Nachfolgerin Birgit Meyer ("Silvia Rossi") als intrigante und inkompetente Erbschleicherin herausstellt. Dass Laufenberg beider Kinderverhältnis auswalzt (sie kennen einander aus der Schule), ist ein Manko des Buches: Es gibt sich zu privat. Versöhnlich stimmt es, dass Laufenberg seinen "Moncorrente" als durchaus launisch ausweist, als unbedacht, cholerisch, impulsiv, leicht über den Tisch zu ziehen.

Kann sein, dass die Geschichte nun neu aufkocht. Vergnüglich würde ein Nachbeben auf jeden Fall.

(RP)
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