Buch über ihren Berliner Schulalltag erschienen Ursula Sarrazin auf Verteidigungskurs

Berlin · Ihr Mann hat mit seinem Buch für viel Aufregung gesorgt, nun veröffentlichte Ursula Sarrazin das ihrige. "Hexenjagd" heißt es und schildert ihren Schuldienst in Berlin. Damit könnte es ebenso zum Aufreger werden wie das des früheren Berliner Finanzsenators.

 Ursula Sarrazin hat es ihrem Mann gleich getan und jetzt ein Buch veröffentlicht.

Ursula Sarrazin hat es ihrem Mann gleich getan und jetzt ein Buch veröffentlicht.

Foto: dpa, Soeren Stache

Ursula Sarrazin war jahrzehntelang Lehrerin, doch inzwischen ist sie im Ruhestand. Und sie nennt dafür in ihrem am Montag veröffentlichten Buch auch einen Grund: Mobbing. "Hexenjagd", so heißt es in der Buchbeschreibung sei "ein erschütternder Erfahrungsbericht" eines Mobbing-Opfers, das die Gleichgültigkeit des Schulssystems anprangert. "Sie spricht aus, welchem Druck Lehrer heute ausgesetzt sind."

 Das Cover des Buches von Ursula Sarrazin.

Das Cover des Buches von Ursula Sarrazin.

Foto: Screenshot amazon.de

In sechs Kapiteln, die sich von den Kindern über die Eltern bis zur Schulaufsicht ziehen, stellt Sarrazin ihre ganz persönliche Sicht auf ihre Lehrerlaufbahn dar, die nach ihrer Ansicht besonders schwierig wurde, nachdem ihr Mann sein Buch "Deutschland schafft sich ab" veröffentlicht hatte.

Im Interview mit der "Welt" im vergangenen Jahr mutmaßte sie über die möglichen Gründe dafür: "Die Leute haben vielleicht noch nicht mal das Buch gelesen, aber sie wissen, dass mein Mann mit diesem Buch über eine Million Euro verdient hat. Das erzeugt Neid und dann denken die Leute: Wir kriegen zwar Herrn Sarrazin nicht, aber vielleicht kriegen wir Frau Sarrazin, die ist ja auch ganz nah dran."

Sarrazin: Will nur Missstände aufdecken

Sarrazin, die zuvor jahrelang an mehreren Schulen im Bundesgebiet gearbeitet hatte, schreibt in ihrem Buch: "Ich ahnte nicht im entferntesten, was in Berlin auf mich zukommen sollte." Sie schreibt von "Mobbing einer engagierten Lehrkraft im Berliner Schulsystem", bemerkt, sie wolle nur Missstände aufdecken und nicht andere verletzen.

Doch vielmehr wirkt es, als wolle sich Sarrazin rechtfertigen für all die Vorwürfe, die ihr entgegengebracht und auch in einigen Medien geschrieben worden waren. So schreibt sie über die Zeit nach einem Schulwechsel: "Die Klasse verhielt sich mir gegenüber äußerst provozierend." Alle Gesten und Bewegungen seien beobachtet worden. "Glaubten die Kinder doch, ich wäre eine schlechte Lehrerin, ungerecht und viel zu streng."

An anderer Stelle schreibt sie, dass ihr ein Elternteil geschrieben habe, sie solle sich eine bessere Handschrift zulegen, worauf sie sich wieder verteidigt und mit Ausrufezeichen betont, dass ihre Handschrift sehr wohl sehr gut zu lesen sei. Aber sie macht auch deutlich, welche Prinzipien sie hat, dass Schule für sie nicht Spaß bedeute, wie es manche Eltern sehen würden.

"Wir Lehrer können nicht alle Defizite beheben"

Auch wenn Sarrazin schreibt, dass es für alle Geschichten in ihrem Buch Belege gebe, was wirklich passiert ist, dass wissen nur sie, ihre Schüler und ihre Kollegen. Doch wirkt es vielmehr, als schriebe hier eine Frau, die verbittert ist, dass ihre Schullaufbahn so jäh endete und das nicht nachvollziehen kann.

Und eine Frau, die jede Menge Fehler im Berliner Schulsystem sieht. So sagt sie, wie es in der Beschreibung des Buches steht: "Wir Lehrer können nicht alle gesellschaftlichen Defizite beheben. Schule ist damit überfordert."

(das)
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