"Der Mann, der bewegt" Til Schweigers Leben auf knapp 200 Seiten

Hamburg · Von Heuchelheim nach Hollywood - eine offizielle Til-Schweiger-Biografie zeichnet den Weg des Schauspielers und Regisseurs nach. Ein Buch über einen Star, der polarisiert.

Bilder aus dem ersten Tatort mit Til Schweiger
14 Bilder

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"Was, du?", soll Filmemacher Detlev Buck ("Männerpension") geantwortet haben, als Til Schweiger ihm vor langer Zeit erzählte, selbst als Regisseur und Produzent agieren zu wollen. "Das wirkte so ein bisschen von oben herab", sagt Schweiger. "Auch als ich damals mit Tom und unserem Partner André in einem Restaurant in Berlin saß, kam er an unseren Tisch und meinte: "Ihr müsst euch erst mal Anzüge kaufen, wenn ihr als Produzenten ernst genommen werden wollt." Da dachte ich nur: Hey, wart's ab Junge!" Das Verhältnis zwischen Buck und ihm sei nicht freundschaftlich, aber auch nicht feindlich. Im Anzug sieht man Schweiger nach wie vor kaum, doch die Kinokassen hat er inzwischen mit seinen Komödien millionenfach klingeln lassen - und immer wieder die Gemüter erhitzt.

Erste "offizielle Biografie"

"Der Mann, der bewegt" lautet denn auch der Titel eines Buches über Til Schweiger, das an diesem Montag erscheint. Es ist nicht das erste Buch über den 49-Jährigen, aber im Gegensatz zu früheren Erscheinungen darf Autor Uwe Killing sein Werk die "offizielle Biografie" nennen. Schweiger sprach mit ihm und gab ihm Privatfotos.

"Er hat mir bei einem Interview erzählt, dass er ein Buch über mich schreibt", sagt Schweiger. "Deswegen habe ich ihm angeboten, mit ihm zu reden und ihm Fotos zur Verfügung zu stellen. Denn vieles von dem, was im Internet steht, ist wahr, vieles aber auch nicht." Auf knapp 200 Seiten zeichnet der Journalist den Weg des in Hessen aufgewachsenen Schauspielers nach - von Heuchelheim nach Hollywood.

Vom bewegten Mann zum Tatort-Kommissar

Gleich die erste Station - "Tatort Hamburg" - zeigt, wie sehr "Der bewegte Mann", der Schweiger 1994 auf der Leinwand war, nicht nur im Kino bewegt. Kurz nachdem er mit Wirbel und Rekordquote sein "Tatort"-Debüt als Nick Tschiller gegeben hat, wird sein neues Haus in Hamburg zum Tatort eines Anschlags. Die Täter werfen ihm vor, mit dem Film "Schutzengel" den Bundeswehreinsatz in Afghanistan zu verherrlichen. "Ich habe kurz überlegt, den Tatort hinzuschmeißen", erklärt Schweiger im Buch, "mir es dann aber anders überlegt". Hintergrund seines Unmuts, so heißt es weiter: "Das Online-Portal des NDR, der seinen Tatort produziert, verbreitet als erstes die Meldung von den Anschlägen - mit Ortsangabe und Detailfotos."

50 Jahre alt wird Schweiger Ende des Jahres - etwa die Hälfte seines Lebens steht er nun schon vor der Kamera. Killing beschreibt seinen Weg vom schüchternen Lehrerkind bis zum TV-Debüt in der "Lindenstraße", von der ersten Kino-Hauptrolle als Bertie in "Manta, Manta" bis zu den eigenen "Keinohrhasen"- und "Kokowääh"-Erfolgen. Es geht um seine Anfänge als Schauspieler, gescheiterte und bestandene Aufnahmeprüfungen, seine Nervosität vor Castings, die Rolle als Sexsymbol, seine Zeit in Hollywood und die Rückkehr mit den vier Kindern und Ehefrau Dana, von der er seit 2005 getrennt lebt. Killing wirft mit Schweiger einen Blick hinter die Kameras und erzählt Anekdoten vor, während und nach diverser Dreharbeiten.

Buch liefert keine Skandale

Große Skandale oder pikante Enthüllungen liefert das Buch nicht - an die Drogennacht mit Heiner Lauterbach hatte dieser schon in seiner eigenen Biografie erinnert. Für Schweiger sei jene Nacht Mitte der 90er Jahre heilsam gewesen, schreibt Killing. Er rauche viel und trinke Wein, rühre härtere Drogen aber nicht an.

Schweiger spricht über Therapien, die seine Ehe mit Dana retten sollten, auch seine Lebensgefährtin Svenja kommt zu Wort. Der Autor beschreibt den Filmstar als Harmonie suchenden Familienmenschen mit gelegentlich aufbrausendem Temperament, der auch im wirklichen Leben schon mal eine Türen eintritt. Einer, der Millionen Zuschauer und Euro bewegt, aber in der eigenen Branche auch immer wieder aneckt.

Dass Schweigers Verhältnis zu den deutschen Medien keine "Traumbeziehung" ist, ist ebenfalls Thema. Auch dass er längst nicht mehr allen Kritikern seine Filme vorab zeigen will. "Letztlich ist aber auch das ein vertrauter Charakterzug bei Til - das süße Gefühl der Rache, das er gelegentlich genießt", meint Killing. "Dabei hat er so viel geschafft, und ihm wird auch der gebührende Respekt entgegengebracht, dass er eine solche Maßnahme gar nicht nötig hätte. Doch große Jungs handeln gelegentlich unvernünftig."

(dpa)
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