50. Todestag Thomas Mann: Mit "Buddenbrooks" zu Weltruhm

Berlin (rpo). "Vermutlich wissen wir über keinen Deutschen so viel wie über Thomas Mann", schreibt sein Biograf Hermann Kurzke. Das betrifft nicht nur Lebensweg und Werk des Literatur-Nobelpreisträgers. Sein kompliziertes Innenleben und seine zuweilen exzentrische Familie wurden mit dem Fernseh-Mehrteiler "Die Manns" von Heinrich Breloer allgemein bekannt. Am 12. August jährt sich der Todestag des berühmtesten deutschen Schriftstellers des 20. Jahrhunderts zum 50. Mal.

 Der Literaturnobelpreisträger Thomas Mann starb vor 50 Jahren am 12. August 1955.

Der Literaturnobelpreisträger Thomas Mann starb vor 50 Jahren am 12. August 1955.

Foto: ATP BILDERDIENST, AFP

Thomas Mann wurde 1875 in Lübeck geboren. Seine Eltern waren sehr feine Leute: der Vater ein wohlhabender Getreidehändler, Konsul und später Steuersenator der Hansestadt Lübeck. Seine Mutter entstammte einer deutsch-brasilianischen Kaufmannsfamilie. Als fast 19-Jähriger ging Thomas, der ein schlechter Schüler war, ohne Abitur vom Gymnasium ab. Nach dem Tod des Vaters zog die Mutter mit den jüngeren der fünf Mann-Kinder 1893 nach München, wo Thomas zunächst Volontär einer Versicherungsgesellschaft wurde. Este literarische Versuche wurden veröffentlicht, und er arbeitete fortan als freier Schriftsteller.

Mit seinem ersten Roman "Buddenbrooks", erschienen 1901, gelang dem jungen Autor gleich der Durchbruch. Für diese großartige Familienchronik, die deutliche Züge seiner eigenen Familie trägt und seine Heimatstadt Lübeck literarisch unsterblich gemacht hat, erhielt er fast 30 Jahre später den Literatur-Nobelpreis.

Unmittelbar nach der schwierigen Phase einer homoerotisch grundierten, komplizierten Freundschaft zu dem Maler Paul Ehrenberg gab er sich 1905 "eine Verfassung", wie er es selbst nannte: Er heiratete Katia Pringsheim, hübsche und kluge Tochter aus gebildeter und reicher Münchner Familie. Katia brachte sechs Kinder zur Welt, von denen Klaus, Erika und Golo selbst als Schriftsteller bekannt wurden. Die Söhne Klaus und Michael nahmen sich später das Leben, ebenso wie die beiden Schwestern Thomas Manns.

In dem ersten Jahrzehnt der Ehe stellten sich für den Autor, der seinen Tagesablauf und damit auch seiner Familie einem strengen Reglement unterzog, erster Ruhm und Wohlstand ein. Das große Familienhaus in München-Bogenhausen, die berühmte "Poschi", wurde gebaut und man leistete sich ein stattliches Sommerhaus in Bad Tölz. "Tonio Kröger" erschien, ebenso "Der Tod in Venedig" und der Roman "Königliche Hoheit".

Versöhnung mit dem Bruder Heinrich

1918 wurde als fünftes Kind Tochter Elisabeth geboren. Sie war das einzige, zu dem der Vater eine enge Beziehung aufbaute. Auf vielen Fotos aus der Zeit ist er voller Vaterstolz mit seinem "Kindchen" auf den Armen zu sehen. 1922 kam es zu einer Versöhnung der beiden zerstrittenen Schriftstellerbrüder Thomas und Heinrich Mann ("Der Untertan"). Sein zweites großes Hauptwerk, "Der Zauberberg", erschien zwei Jahre später und fand auf Anhieb ein überwältigendes Echo.

Als die Nationalsozialisten in Deutschland 1933 die Macht übernahmen, befanden sich Katia und Thomas auf einer Vortragsreise in Amsterdam, Brüssel und Paris. Auf Drängen seiner bereits emigrierten Kinder Klaus und Erika kehrten sie nicht nach Deutschland zurück und ließen sich in der Schweiz nieder. Einige Jahre später folgte Thomas einem Ruf als Professor nach Princeton in die USA, später siedelte er nach Pacific Palisades in Kalifornien um. Während des Zweiten Weltkriegs griff er nach anfänglichem Zögern das Hitler-Regime mit zunehmender Schärfe an. 1952 kehrte er mit Katia zurück nach Europa. In Deutschland wollte er nicht leben, und so siedelte er sich in der Schweiz an, wo er auch 1955 starb. Begraben liegt er an seinem letzten Wohnort im schweizerischen Kilchberg.

Die erst in den 70er Jahren veröffentlichten Tagebücher Thomas Manns geben intime Einblicke in sein Leben, seine Arbeitsweise, seine Beziehungen zu den Kindern, zu Katia und zu jungen Männern, in die er sich von Zeit zu Zeit aus sicherer Entfernung verliebte.

Für den Leiter des Lübecker Buddenbrook-Hauses, Hans Wißkirchen, sind es Werk, Existenz und Charakter Thomas Manns gleichermaßen, die das starke Interesse an dem großen Schriftsteller auch 50 Jahre nach seinem Tode begründen.

(afp)
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