Roman T.C. Boyle: Wassermusik

Entdeckungsgeschichte als Farce. Was in älteren Jugendbüchern als europäische Heldengeschichte dargestellt wird - die Entdeckung und Eroberung Afrikas durch die Europäer - wird hier gründlich auf den Kopf gestellt. T.C.Boyle schildert in "Wassermusik" zwei Reisen eines Schotten, der im Auftrag reicher Londoner den Lauf des Niger erkunden soll.

 "Wassermusik" von T.C. Boyle

"Wassermusik" von T.C. Boyle

Foto: Rowohlt Taschenbuch

Der drittgrößte Strom Afrikas fließt erst nach Osten, dreht nach Süden und mündet schließlich im Westen in den Atlantik. Deswegen gibt es schon reichlich Durcheinander bei der theoretischen Erkundung. Die praktische ist dann eine Folge von Pleiten, Pech und Pannen. Das uralte literarische Motiv des Narrenschiffs feiert eine bissig-komische Wiedergeburt. Die Entdeckungsreisenden sind im besten Fall ahnungslose Abenteurer, meistens aber gescheiterte Existenzen, die von Ruhm und Geld träumen.

Geschildert wird das in kurzen Kapiteln, wobei Zeiten, Orte und handelnde Personen munter durcheinander gewirbelt werden. Man kann mitten im Buch anfangen, dann nach vorne oder hinten blättern, der dicke Schinken eignet sich hervorragend zum Schmökern. Der Titel führt ein wenig in die Irre: Der Ton einer Klarinette, ist das einzig Reine in diesem Haufen fröhlichen Unrats, der erst ganz zum Schluss, als es ans Sterben geht, in eine Elegie mündet.

(RP)
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