Eröffnungsfeier Sorge um Türkei prägt den Auftakt der Leipziger Buchmesse

Leipzig · Die Buchbranche verspürt einen leichten Frühjahrsaufschwung, doch auf der Leipziger Buchmesse dominieren ernste Töne. Die Sorge um die Entwicklung in der Türkei bestimmt die Diskussionen.

 "Für das Wort und die Freiheit" (#FreeTheWords) steht auf der Treppe an der Leipziger Buchmesse.

"Für das Wort und die Freiheit" (#FreeTheWords) steht auf der Treppe an der Leipziger Buchmesse.

Foto: dpa, hsc wie

Im Zeichen der Sorge um die Meinungsfreiheit in der Türkei hat am Donnerstag die Leipziger Buchmesse begonnen. Die Türkei sei auf dem Weg zu einem totalitären Unrechtsstaat mit einem Diktator Erdogan an der Spitze, sagte der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis. "In so einer Zeit ist Schweigen oder diplomatisches Leisetreten nicht angesagt."

Aus Istanbul wurde die wegen Terrorvorwürfen angeklagte Autorin Asli Erdogan per Videoübertragung zugeschaltet. Sie sagte, sie rechne bei dem Referendum am 16. April in der Türkei mit einem Erfolg von Präsident Recep Tayyip Erdogan. "Es sieht so aus, als ob alles dann noch schwieriger wird." Der vorübergehend inhaftierten Autorin droht wegen ihrer Arbeit für die inzwischen geschlossene prokurdische Zeitung "Özgür Gündem" lebenslange Haft. Sie darf deshalb die Türkei nicht verlassen und musste auch den geplanten Auftritt in Leipzig absagen.

Die viertägige Bücherschau begann mit starkem Besucherandrang.
Lesungen von Autoren wie Nora Bossong und Clemens Meyer stießen auf viel Interesse. Zu einem Messerundgang kam auch der neue SPD-Chef und Kanzlerkandidat Martin Schulz nach Leipzig. In diesem Jahr gibt es veränderte Sicherheitsvorschriften, unter anderem auch Taschenkontrollen. Um das Gedränge in den oft überfüllten Gängen besser in den Griff zu bekommen, haben die Veranstalter außerdem ihr Konzept zur Lenkung der Publikumsströme angepasst.

Litauen wirbt als Schwerpunktpunktland der Leipziger Buchmesse um Leser und Touristen. "Ich hoffe, dass Sie nach der Buchmesse nicht nur unsere Bücher lesen, sondern auch unser Land besuchen werden", sagte die Kulturministerin Liana Ruokyte-Jonsson bei der Eröffnung des Litauen-Standes auf der Messe. Litauen präsentiert in Leipzig 26 Neuübersetzungen. Für das kleine baltische Land ist das eine große Anzahl, denn im Durchschnitt werden sonst nur zwei bis vier Bücher jährlich ins Deutsche übertragen. Für die Branche sei Deutschland der wichtigste Markt, sagte die Kulturministerin. Zum Litauen-Auftritt in Leipzig gehören noch rund 60 Veranstaltungen zur Literatur, Kunst und Kultur im Rahmenprogramm.

In der Kategorie Sachbuch/Essayistik wurde Barbara Stollberg-Rillinger für ihre Biografie über die Habsburger-Kaiserin Maria Theresia ausgezeichnet. Der Preis in der Kategorie Übersetzung ging an Eva Lüdi Kong für ihre Übersetzung von "Die Reise in den Westen" aus dem Chinesischen.

Die deutsche Buchbranche, die rund 9,2 Milliarden Euro im Jahr umsetzt, zeigt sich zur Leipziger Buchmesse optimistisch. Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ein Umsatzplus von 0,8 Prozent. Bis zum Sonntag erwartet die Messe wieder wie im Vorjahr rund 260.000 Besucher auf dem Gelände und dem Lesefestival "Leipzig liest". Knapp 2500 Aussteller aus 43 Ländern präsentieren auf der Frühlingsschau die Neuheiten aus der Buch- und Verlagsbranche.

(rent/dpa)
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