"Der Kanzler, leider mein Bruder, und ich" Schröders Halbbruder veröffentlicht Buch

Berlin (rpo). Dass Lothar Vosseler zu seinem Halbbruder, Bundeskanzler Gerhard Schröder, nicht gerade ein gute Verhältnis hat, ist bekannt. Gerne äußert er sich dazu in Interviews. Nun geht der 57-jährige Vosseler einen Schritt weiter: Er hat ein Buch mit dem Titel "Der Kanzler, leider mein Bruder, und ich", das ab dem 7. Dezember erhältlich ist.

Tut sich Lothar Vosseler mit der "Enthüllungskampagne" über seine schwere Jugend im Schatten von Gerhard Schröders einen Gefallen? In seiner Familie scheint sich die Begeisterung darüber in Grenzen zu halten. Laut "Bild am Sonntag" musste der Autor jetzt schon dafür büßen: Vosselers Mutter Erika soll ihm verboten haben, zur nachträglichen Feier ihres 91. Geburtstages in einer Gaststätte aufzukreuzen - die anderen vier Kinder, darunter auch Gerhard Schröder, seien eingeladen gewesen.

Egal, wie die Feier nun verlief: Lothar Vosseler sucht das Rampenlicht, obwohl sein eigenes Leben dazu nicht immer zwingenden Anlass gegeben haben mag. Am 15. April 1947 wurde Vosseler geboren, als Sohn von Gerhard Schröders Mutter Erika und deren zweitem Ehemann, Paul Vosseler.

Schröders Vater war 1944 in Rumänien gefallen. Fünf Kinder zog Erika Vosseler groß, zwölf Jahre lang teilte sich der kleine Lothar mit "dem Gerhard" das Zimmer. Die Verhältnisse waren bescheiden. Vosseler schreibt: "Möbliert war unser winziges Jugendzimmer mit zwei uralten, knarrenden Holzbetten und zwei kurz vor dem Zusammenbruch stehenden Holzstühlen. Weitere Möbel gab es nicht. Nicht einmal einen Kleiderschrank. Natürlich gab es auch keine Wasserspülung im Haus."

Während Schröder später das Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg nachholte und in die Politik ging, arbeitete Vosseler unter anderem als Heizungsmonteur, als Kanalarbeiter und bei einem Rechenzentrum. Schröder heiratete vier Mal, Vosseler einmal. Ende der 80er Jahre wurde er zum ersten Mal arbeitslos. Dann immer wieder. Auch ein Job auf Mallorca war nicht von Dauer.

"Eine saubere Art, Geld zu verdienen"

Stattdessen erschloss sich Vosseler als "Kanzlerbruder" andere Berufsfelder: Er nörgelte als Kommentator im Kölner "Express" über sein Los, er äußerte sich im Hörfunk, er wurde sogar in die Türkei eingeladen und fast wie ein Staatsgast behandelt. Für den "Big Brother"- Container war sich Vosseler nicht zu schade: "Ich bin ja arbeitslos. Und das ist doch eine saubere Art, Geld zu verdienen. Vielleicht gewinne ich sogar den Preis von einer Mio Euro", schrieb er im Forum seiner Website.

Im Gespräch dagegen wirkt der 57-Jährige, ein schmächtiger Mann in einem unscheinbaren Pullover, überhaupt nicht wie ein Medienstar, sondern schüchtern und bescheiden. Hat er sich mit seinem Gang in die Öffentlichkeit einen Gefallen getan? Auf seiner Website erntet er neben Zuspruch auch harsche Kritik: "Seien Sie ein Mann und nehmen Sie ihr Schicksal endlich selbst in die Hand. Lassen Sie sich doch nicht für die paar Mark fünfzig von dieser plumpen Medien-Weichspülungs-Maschinerie verheizen", empfiehlt ihm einer seiner Leser.

(ap)
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