Buch-Kritik Ronald Giphart: Heiß

Im Leben von Art Trost läuft alles perfekt: Er ist ein berühmte Sterne-Koch, in seinem Restaurant in den Niederlanden ist auf Monate jeder Tisch ausgebucht. Er hat eine Freundin und er hat eine eigene Kochshow, in der sich Hollands Promis die Klinke in die Hand geben. Doch Ronald Gipharts "Heiß" handelt nicht vom schönen Leben eines Sternekochs. Es handelt von den Schattenseiten des Ruhms.

 "Heiß" von Ronald Giphart

"Heiß" von Ronald Giphart

Foto: KiWi

"Heiß" beginnt mit einer sehr amüsanten Szene im Hotelzimmer von Art Trost. Dem Sternekoch ist übel: "Essen, obwohl ich krampfhaft versuche, nicht an Essen zu denken. […] Es muss etwas schrecklich Verdorbenes gewesen sein, was ich zu mir genommen habe, denn in den fünfundzwanzig Jahren, die ich mich Koch nenne, habe ich einen Magen wie ein Abwassertank entwickelt." Diese Szene zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Und erst am Ende wird der Leser erfahren, was Trost auf den Magen geschlagen ist.

Schritt für Schritt lässt Ronald Giphart das Leben von Art Trost aus den Fugen geraten. Und das in rasendem Tempo. Denn "Heiß" spielt innerhalb weniger Stunden, immer wieder gibt es aber Rückblenden, die mal einige Jahre und mal nur wenige Stunden zurückreichen. Zunächst verliert Art seine Freundin, an einen wesentlich jüngeren Schauspieler.

Dann gibt es Probleme mit seiner TV-Show "Starallüren", die in dem französischen Chateau eines Konkurrenten gedreht wird: Die französischen Lebensmittellieferanten streiken, es gibt nichts mehr, was Art für seine Gäste kochen könnte. Außerdem findet sich der exzentrische Sternekoch in einer Umgebung von ebenso selbstdarstellerischen Promis, Regisseuren, Produzenten und Konkurrenten. Am Ende steht Trost sogar vor den Trümmern seiner Existenz — nicht ganz unschuldig.

"Heiß" wirft mit einem Augenzwinkern einen Blick auf die zurzeit boomenden Kochshows, auf Machenschaften und Intrigen im Reich des Essens und Trinkens. Aus der Perspektive des Sternekochs erfährt der Leser außerdem einiges über Animelles (Stierhoden), Homard (Hummer) oder Vol-au-vent (Pastete) und ihre Zubereitung. Ein Roman, der einigen Anlass zum Schmunzeln gibt, dem Leser aber auch Aufmerksamkeit abverlangt, um die ständigen Zeitsprünge des Autors zu durchschauen.

(rpo)
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