Tagebücher und Corona Im Zwiegespräch mit sich selbst

Düsseldorf · Das Tagebuch erlebt eine Renaissance. Die Coronakrise weckt bei vielen das Bedürfnis, ihre Gedanken zu notieren. Das ist typisch für Krisenzeiten.

  Grafik: istock/RP

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Der Lockdown hatte gerade begonnen, in den USA wurden immer mehr Tote gemeldet, da notierte der Schriftsteller Teju Cole: „Wir können so viel Trauer nicht begreifen, aber wir müssen es versuchen und darüber schreiben.“ Das tat er, und sein Tagebuch erschien in Auszügen in der „New York Times“. Tröstliche Notizen sind das, der Autor reflektiert darin über die Stille, die so unheimlich wirkt. Er registriert, wie sich das Filmeschauen und Musikhören unter dem Ansturm der Gegenwart verändern. Und die Tatsache, dass keine normalen Begräbnisse stattfinden können, Angehörigen also das Rituelle des Abschiednehmens genommen werde, vergleicht er mit antiken Dramen. Teju Cole kommt außerdem immer wieder darauf zurück, wie gut es tue, Tagebuch zu führen: „Wir wissen, dass Geschichte nicht zu Ende ist, dass mächtige Ereignisse unausweichlich sind. Aber unser Geist braucht Zeit, sich darauf einzustellen.“ Das Notieren gewähre diese Zeit.