Auszeichnung Reich-Ranicki bekommt Staatspreis NRW

Königswinter (rpo). Marcel Reich-Ranicki ist für sein Wirken mit dem Staatspreis NRW ausgezeichnet worden. Die mit 25.000 Euro dotierte höchste Auszeichnung des Landes wurde dem Literaturkritiker von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) überreicht. An der 41. Verleihung dieses Preises in Königswinter am Dienstagabend nahmen 350 Gäste teil.

Reich-Ranickis Leben
10 Bilder

Reich-Ranickis Leben

10 Bilder

Rüttgers würdigte Reich-Ranicki als einen Mann, der sein Leben der Literaturkritik gewidmet habe. "Und es gibt wohl keinen bedeutenderen Literaturkritiker in der Geschichte der Bundesrepublik als ihn", betonte der Regierungschef. Seine "scharfe und pointierte Literaturkritik aus einer großen umfassenden Bildung heraus" sei ein Gut, ohne das keine Kultur auskomme. "Ein Land ohne große Literaturkritiker ist ein Land ohne große Literatur. Denn wer aufhört besser werden zu wollen, hat aufgehört gut zu sein", sagte Rüttgers.

Die Laudatio auf den Preisträger hielt der Direktor des Instituts für Allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen, Gert Ueding. Er hob hervor, wie außergewöhnlich die Verleihung des Staatspreises an Reich-Ranicki sei. In der Geschichte der deutschen Literatur gebe es kein zweites Bei­spiel für die Ehrung eines Kritikers mit einem deutschen Staatspreis.

Reich-Ranicki betreibe die Kritik zuerst und zuletzt um des praktischen Seins und gemeinschaftlichen Handelns willen, betonte Ueding und sagte weiter: "Kein Staat, der ein Interesse an solchen Bürgern hat, wird das Amt des Kritikers erschweren, wie unbequem es ihm oftmals erscheint und lästig fällt." Er werde es befördern, wo es nur möglich sei, den Kritiker ehren, wie er nur könne.

Die Karriere eines großen Literaturkritikers

Reich-Ranicki wurde 1920 in Polen geboren, wuchs aber in Berlin auf. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde ihm während der Nazi-Diktatur 1938 ein Studium an der damaligen Friedrich-Wilhelm-Universität verwehrt. Er wurde verhaftet und nach Polen deportiert. 1943 gelang ihm die Flucht aus dem Warschauer Getto. Bereits 1950 war er Lektor für Deutsche Literatur im Warschauer Verlag.

Erst 1958 kehrte Reich-Ranicki nach Deutschland zurück. Er war Literaturkritiker renommierter Zeitungen wie "Die Zeit" (von 1959 bis 1973) und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (von 1973 bis 1988). Einem breiten Publikum wurde er durch die Fernsehsendung "Das literarische Quartett" (von 1988 bis 2001) bekannt. Reich-Ranicki hatte verschiedene Lehraufträge in den USA, Schweden, Köln und Tübingen. 1991/ 92 war er Gastprofessor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Preisträger des Staatspreises waren vor Reich-Ranicki unter anderen die Kabarettisten Kay und Lore Lorentz sowie Hanns Dieter Hüsch, die Choreografin Pina Bausch und die Journalistin Alice Schwarzer.

(afp2)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Schriftsteller Marin Walser, der heute seinen
Das erträumte Leben
Ein neues Buch von Martin Walser zu seinem 95. GeburtstagDas erträumte Leben
Aus dem Ressort