Buch-Kritik Philip Roth: Verschwörung gegen Amerika

Die Vorherrschaft einer antisemitischen Diktatur ist im Mutterland der Demokratie, den USA, einfach undenkbar. Trotzdem geht der US-amerikanische Autor Philip Roth in seinem Roman "Verschwörung gegen Amerika" dieser utopischen Vorstellung nach. Er spielt mit der Fragestellung, was passiert wäre, wenn nicht Franklin D. Roosevelt, sondern ein anderer, ein faschistischer Politiker Präsident gewesen wäre.

Erzählt wird die Geschichte in Form eines zurückblickenden, historischen Planspiels, bei dem 1940 der als antisemitisch und Faschistenfreund beschriebene amerikanische Fliegerheld Charles Lindbergh zum US-Präsidenten gewählt wird. Geschildert wird das Ganze aus der Sicht eines kleinen jüdischen Jungen, des siebenjährigen Philip Roth. Aus dem Mikrokosmos seiner Familie heraus berichtet er über die nun folgenden Geschehnisse: Die Ängste und die nicht enden wollenden Diskriminierungen und Verfolgungen, denen die Familie von nun an ausgesetzt ist.

Mit seinem Roman ist Roth ein wie üblich gut geschriebenes und vor allem interessantes Gedankenspiel gelungen, das zum Nachdenken über Ursachen von Faschismus, Antisemitismus und Mitläufertum anregt und Mechanismen politischer Propaganda beleuchtet. Auch wenn das abrupte Ende des politischen Albtraums vielleicht enttäuschen mag - ist "Verschwörung gegen Amerika" ein in jeder Hinsicht lesenswertes Buch, wenn man bereit ist, sich auf Gedankenspielereien einzulassen.

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