Berühmter US-Schriftsteller Philip Roth beschließt sein Werk

Düsseldorf · Einer französischen Zeitschrift hat der berühmte US-amerikanische Schriftsteller erklärt, er werde keinen neuen Roman mehr schreiben.

 Ein Autor der Extraklasse: Philip Roth.

Ein Autor der Extraklasse: Philip Roth.

Foto: AP, AP

Sollte in zwei oder drei Jahren in Stockholm doch noch die literarische Vernunft siegen und Philip Roth den Literaturnobelpreis bekommen, wäre dies eine Entscheidung, die man aus Sicht des Schriftsteller-Lebens postum getroffen hätte.

Zwar bekäme den höchsten Lorbeer zweifelsohne einer der größten Erzähler der Gegenwart, der allerdings schon verstummt ist. Weil Philip Roth jetzt in einem Interview mit der französischen Zeitschrift "Les Inrockuptibles" erklärte, keinen Roman mehr schreiben zu wollen. "Nemesis" — das 31. Werk — sei das letzte gewesen, so der 77-jährige Amerikaner.

Man muss in dem Alter nicht mehr schreiben. Und es gibt viele Autoren, deren Werk von Buch zu Buch stiller wird und irgendwann gar erlischt. Bei Philip Roth aber gab es solche Entwicklungen nie zu beobachten: acht Romane in den vergangenen zehn Jahren, das klingt mehr nach Arbeitswut als nach Abschied; das klingt danach, gegen das Ende mit aller Macht seiner Sprache anschreiben zu wollen, aber doch nicht zu resignieren.

Roth war immer der große Pessimist, auch ein Selbsthasser, der das Alter einst als "Massaker" bezeichnete. Aber in all seinen literarischen Exzessen — insbesondere aus dem weiten Feld der Sexualität — sprach immer auch eine Lebensverzweiflung. Wer darin nur etwas Skandalträchtiges ausmachen wollte, übersah die große Tragik all seiner Helden.

Vor allem die seines literarischen Alter Ego, des jüdischen Schriftstellers Nathan Zuckermann. Neun Romane hat er allein ihm gewidmet. Zwar behauptete Philip Roth einmal, "nicht einen einzigen religiösen Knochen in sich" zu haben. Aber das behaupten von sich die meisten intellektuellen Juden. Und darum hat sich Roth, Sohn einer aus Osteuropa eingewanderten jüdischen Familie, auch am Judentum abgearbeitet und es zum weltliterarischen Thema gemacht.

Es gibt Schlimmeres, als nicht den Nobelpreis zu bekommen. Dass ist weniger für Roth bedauerlich als fürs Nobelpreiskomitee. Schließlich sei Roth nach den Worten des berühmten amerikanischen Kritikers Harold Bloom "näher dran, der Beste zu sein, als alle anderen". Und nun? Nun werden wir vom Werk im Präteritum reden: Es war einmal. Aber gibt es nicht noch die anderen mehreren tausend Seiten seiner 31 Bücher, die zu lesen es sich immer wieder lohnt? Natürlich. Und doch hören sich unsere Reden zum Ende seines Werks schon wie ein Nachruf an.

(RP/csi)
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