Buch-Kritik Peter Godman: Der Vatikan und Hitler - Die geheimen Archive

Peter Godman hat ein Jahr nach der Öffnung der Geheimarchive des Vatikans in "Der Vatikan und Hitler" neue Erkenntnisse über die Rolle des Kirchenstaats im dritten Reich vorgestellt. Der Autor erhielt als erster Zugang zu den geheimen Dokumenten und analysiert in seinem Buch die internen Entscheidungsprozesse der Kurie zwischen 1933 und 1939.

Pius XII. war nicht Hitlers Papst, lautet eine seiner Thesen. "Es stimmt, dass der Vatikan antikommunistisch eingestellt war; das bedeutet aber nicht automatisch, dass es eine freundliche Stimmung gegenüber den Nazis gab", sagte Godman bei der Vorstellung seines Buchs in Berlin. Der Historiker rückt von dem gängigen Bild des monolithischen, allein vom Papst geführten Vatikans ab.

Er untersucht dabei vor allem die Position des Heiligen Offiziums, das bereits 1935 eine umfassende Liste mit den zu verurteilenden Dingen am Nationalsozialismus veröffentlichte. Das Staatssekretariat, das von Eugenio Pacelli (später Pius XII.) geleitet wurde, war hingegen darauf bedacht, die Haltung der Kirche während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft durch ein Konkordat mit den Nazis abzusichern. Nach Godmans Fazit hat Pius XI. die Politik der diplomatischen Zurückhaltung geprägt, die sein Nachfolger Pius XII. übernahm.

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