Buber-Rosenzweig-Medaille Niederländischer Autor Leon de Winter geehrt

Berlin (rpo). Was haben Joschka Fischer, Johannes Rau und Yehudi Menuhin gemeinsam? Sie alle bekamen bereits die Buber-Rosenzweig-Medaille verliehen. Ab Sonntag gehört auch Leon de Winter zu diesem erlauchten Kreis. Der niederländische Autor wird die Auszeichnung in Berlin entgegennehmen.

"In anderen Zeiten hätte ich versucht, meine Geschichten auf dem Marktplatz weiterzugeben", sagt der niederländische Bestsellerautor Leon de Winter von sich. "Klare, einfache, spannende und unterhaltsame Geschichten, was früher der Dorfgeschichtenerzähler gemacht hat". Dazu verhilft dem 52-Jährigen auch seine große Erfahrung beim Film und Fernsehen. Am 5. März erhält de Winter in Berlin die Buber-Rosenzweig-Medaille. Die Auszeichnung des Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-jüdische Zusammenarbeit wurde unter anderem schon an Joschka Fischer, Johannes Rau und Yehudi Menuhin vergeben.

De Winter wurde am 24. Februar 1954 im holländischen Den Bosch in eine jüdisch-orthodoxe Familie geboren. Nach dem Gymnasium besuchte er die Niederländische Film Akademie in Amsterdam, die er heftig kritisierte und 1978 ohne Abschluss verließ. De Winter wandte sich danach zunächst dem Fernsehen zu.

Die Fernsehserie "De (ver)wording van de jonge Dürer", eine traurige Geschichte über einen jungen Arbeitslosen, veröffentlichte er später als Roman. 1981, im Alter von 27 Jahren, gelang de Winter der internationale Durchbruch in der Literaturszene mit dem Roman "Place de la Bastille". Darin erzählt er die Geschichte eines jungen jüdischen Schriftstellers, dessen Familie in den Vernichtungslagern der Nazis umkam und der mehr über seine Vergangenheit wissen möchte. Als Autor hat sich de Winters in seinen Bücher immer wieder mit seinen jüdischen Wurzeln auseinander gesetzt.

Bücher wie Filmskripts

"Heutzutage konstruiere ich Bücher, es wären sie Filmskripts", sagt de Winter. Der Niederländer hat zahlreiche Filmskripts geschrieben, Filme produziert und Stücke für das Fernsehen gemacht. Mit cineastischem Gespür konstruiert er spannende Geschichten. Etwa "Hoffmanns Hunger", ein Krimi über einen esssüchtigen Diplomaten im Prag der Wendezeit, der sich in eine Agentin verliebt. Auch die Traumfabrik Hollywood war schon Thema eines seiner Bücher: "Der Himmel von Hollywood" wurde später von Sönke Wortmann verfilmt.

Mit seinen politischen Ansichten hält der Bestsellerautor nicht hinter dem Berg. Dabei gefällt er sich auch in der Rolle des Provokateurs. Vehement trat er 2003 für den Irak-Krieg ein. Mit seiner These, nur Gewalt könne das Leid des irakischen Volkes beenden, stieß er bei vielen seiner Kollegen auf Unverständnis. Die jüngsten Proteste gegen die dänischen Karikaturen bezeichnete de Winter als organisiert. Bereits nach dem Mord an dem Regisseur Theo van Gogh 2004 hatte de Winter sein Land vor weiteren islamistischen Gewalttaten gewarnt.

(ap)
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