21. Auflage Neuer Brockhaus mit Eminem, ohne Schwampel

Leipzig (rpo). Eminem kann stolz sein: Auch wenn dem US-Rapper der deutsche "Brockhaus" als Institution unter den Nachschlagewerken wohl kaum etwas sagen dürfte. Denn Eminem wird in der 21. Auflage enthalten sein. Ebenso wie Britney Spears, die Vogelgrippe SARS oder die PISA-Studie. Allerdings fliegen auch einige Wörter raus: die "aktenarme Verwaltung" oder die "Abschminkcreme" beispielsweise.

Seit 2003 feilen die 66 Experten der Leipziger Lexikon-Redaktion an der 21. Auflage der Brockhaus-Enzyklopädie. Das Mammutwerk, teuerstes Projekt der 200-jährigen Verlagsgeschichte, wird am Donnerstag in Mannheim vorgestellt. Veröffentlicht werden die ersten sechs Bände am 19. Oktober.

Mit 30 Bänden und 300 000 Begriffen ist die neue Enzyklopädie das umfangreichste und ausführlichste deutsche Nachschlagewerk aller Zeiten. Fast 1.000 Autoren wirkten daran mit. Bis zur Frankfurter Buchmesse 2006 soll es vollständig auf dem Markt sein - für 2.600 Euro inklusive Zugang zum Online-Portal bis 2010. In der Leipziger Redaktion bedeutete dies auch: Nachtschichten, Wochenendeinsätze, wenig Urlaub. 29 befristete Stellen wurden zudem neu geschaffen. Das Projekt gilt im Internetzeitalter als mutiges Unterfangen.

Wer oder was in den Brockhaus kommt, dafür gibt es genaue Kriterien, wie die Leiterin der Brockhaus-Redaktion, Annette Zwahr sagt. Zudem wird in der Redaktion hitzig diskutiert. Präsidenten und der Bundeskanzler sind als wichtige Amtsträger automatisch vertreten. Künstler wie Maler, Regisseure und Komponisten müssen indes erst eine "längerfristige Lebensleistung" vorweisen. Eminem verhalf seine große Popularität zum Eintrag: "Der Mann ist ja weltweit bekannt", sagt Zwahr.

Da die neue Auflage 30 statt 24 Bände haben wird, war der Zwang zum Streichen für die Aktualisierung nicht allzu groß. Stattdessen konnte ausgiebig erweitert werden. Dies passierte zum Beispiel in der Geografie, wo Afrika stark ausgebaut wurde und nun auch Informationen über Kunst, Literatur und Musik der einzelnen Länder zu finden sind. Auch Bereiche wie Theater, Comic, Popmusik, Medien- und Videokunst wurden erweitert oder aufgenommen.

Immer wieder melden sich Leser mit Vorschlägen für einen Eintrag. Diese werden zwar genau geprüft, meist aber abgeschmettert. Oft würden Begriffe angesprochen, die nur für Münzsammler, Kameramänner oder Liebhaber von Heimatdichtung interessant seien, sagt Zwahr. Dafür seien jedoch Fachlexika da. Auch die seit der Bundestagswahl kursierende "Schwampel" oder "Jamaika-Koalition" wird im 21. Brockhaus nicht auftauchen. Unklar ist, ob die Begriffe "nachhaltige Bedeutung" haben werden.

Seit der 17. Auflage macht sich die Redaktion traditionell einen Spaß. Sie versenkt ein so genanntes U-Boot - einen Begriff, den es gar nicht gibt. Zuletzt war dies die "Steuerzecke". Was es dieses Mal sein wird, weiß Zwahr nicht. Bei 300 000 Begriffen "bringt die Suche danach nichts". Sie betont jedoch: "Bisher gab es noch keinen Brief, dass ein Leser dies bemerkt hätte."

(afp)
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