Neue Krimi-Reihe mit Konstanzer Lokalkolorit Mit Kramer und Gefühl: Brunetti am Bodensee

Konstanz/Filderstadt (rpo). Jeder schönen Stadt ihren Kommissar: Was für Venedig Commissario Brunetti oder für London der altehrwürdige Sherlock Holmes, ist für Konstanz Kommissar Kramer. Als alleinerziehender Vater schlägt sich der sympatische 42-Jährige durch seine spannenden Fälle - und könnte glatt der neue Frauenschwarm der Krimiszene werden.

Das jedenfalls erhofft sich der Egmont Horizont Verlag aus Filderstadt, der die neue Bodensee-Krimireihe startet. Die erste Folge erscheint in diesen Tagen. Und auch der Reihen-Titel sagt viel über den Inhalt aus: "Mit Kramer und Gefühl."

Chris Winterberg ist der Autor der Serie - oder die Autorin. Der Verlag lässt offen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt und macht ein großes Geheimnis um die Identität. Ist Chris Winterberg ein bekannter Literat, der seinen Namen nicht im Zusammenhang mit dem bei vielen Feuilletonisten immer noch als niedere Literatur-Gattung geltenden Krimigenre sehen will? Ist es ein unbekannter Newcomer oder ein Konstanzer Lokalpolitiker? Oder verbirgt sich hinter dem Pseudonym gar ein großes Autorenteam?

Für Stefanie Köhler dürfte Kommissar Clemens Kramer inzwischen zu einem ständigen Begleiter geworden sein. Sie entwickelte federführend das Konzept der Krimi-Reihe: "Kramer ist ein sympathischer, unperfekter, aber integrer Mann, den man gerne zu seinen Bekannten zählen würde." Seine Ex-Frau ist - was für ein Zufall - Staatsanwältin in Konstanz. Seine Tochter Pauline wohnt mit ihm und seiner Ex-Schwiegermutter in einem baufälligen denkmalgeschützten Haus unter einem Dach: anders als Derrick und Co also ein Ermittler mit einem turbulenten Familienleben.

Und damit es auch gewaltig prickelt und knistert, gibt es die attraktive Rechtsmedizinerin Svenja Michelsen, der Kramer zwangsläufig immer wieder über den Weg läuft. "Natürlich lassen wir Klischees aufleben", räumt Chef-Lektorin Köhler ein. "Aber wir spielen auch mit ihnen."

Das ausgefeilte Konzept ist von zahlreichen Test-Lesern und Marketing-Experten auf Herz und Nieren geprüft. Das war wohl auch deshalb nötig, weil das Krimi-Geschäft für den Verlag aus Filderstadt Neuland bedeutet: Bislang machte Egmont Horizont vor allem mit Kinder- und Bilderbüchern auf sich aufmerksam. Damit die Beschreibung von Mord, Totschlag und Aufklärung auch realistisch ist und den Ansprüchen der Krimifans genügt, gab es eine sehr intensive Zusammenarbeit mit der echten Konstanzer Polizei.

Weil es schon zahllose Krimis auf dem Markt gibt, bietet die Kramer-Reihe "das gewisse Extra", wie Köhler erläutert. Am Ende jedes Falls trifft der Kommissar einen Spitzenkoch, mit dem er befreundet ist, und isst zum krönenden Abschluss ein köstliches Menü. Das Rezept dafür stellt der Koch im Anhang des Krimis zur Verfügung. Denn den Drei-Sterne-Koch - und das ist der besondere Gag - gibt es wirklich: Er heißt Claus Weitbrecht und ist Juniorchef des real existierenden "Talblick" in Wildberg im Nordschwarzwald.

Ungewöhnlich an diesem Krimi-Projekt ist auch, dass die Bücher - fünf Bände sind bereits fertig geschrieben - zunächst gar nicht im Buchhandel erhältlich sind, sondern per Telefon, Postkarte oder online bestellt werden können. Eine große Werbeaktion startet zunächst in der Bodensee-Region. Der erste knapp 300 Seiten starke Band soll sogar gratis gegen Versandkosten vertrieben werden. Erst im nächsten Jahr sollen die Bände auch im Buchhandel erhältlich sein. Und auch mit Fernsehsendern werde schon über eine Verfilmung verhandelt.

Der erste Band heißt "Tod am Teufelstisch" und bietet viel Lokalkolorit: Konstanz befindet sich in Aufruhr. Die Geister scheiden sich an einem umstrittenen Projekt. Um den daniederliegenden Tourismus anzukurbeln, soll eine Musicalhalle gebaut werden. Die Wirtschaftselite und der Gemeinderat der Stadt verlangen das Projekt, die Naturschützer und das Volk kämpfen dagegen.

Und dann ertrinkt der zuständige Baubürgermeister beim Tauchen im Bodensee. Ein Unfall oder Mord? Einer der Hauptverdächtigen ist der Intendant der Bregenzer Festspiele - Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind wie immer rein zufällig. Aber Kommissar Kramer wird den Fall lösen - und dann bei seinem Freund in Wildberg lecker essen.

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