Umfrage zu umstrittenen Begriffen Mehrheit lehnt Änderungen in Kinderbüchern ab

Gehört das "Negerlein" noch ins Kinderbuch? Solche Begriffe gelten als diskriminierend, doch die große Mehrheit der Deutschen möchte keine Änderungen.

 Der Thienemann-Verlag will Begriffe wie "Negerlein" und "Neger" aus Kinderbuch-Klassikern wie Otfried Preußlers "Die kleine Hexe" streichen.

Der Thienemann-Verlag will Begriffe wie "Negerlein" und "Neger" aus Kinderbuch-Klassikern wie Otfried Preußlers "Die kleine Hexe" streichen.

Foto: dpa, Marijan Murat

Eine große Mehrheit der Deutschen lehnt die Streichung diskriminierender Begriffe wie "Negerlein" aus Kinderbüchern ab. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sagten 70 Prozent, solche Wörter sollten nicht entfernt werden. Nur 22 Prozent sind dafür. 65 Prozent der Befragten finden, dass nachträgliche Eingriffe Zensur wären.

 Die Mehrheit der Bundesbürger ist gegen eine Streichung.

Die Mehrheit der Bundesbürger ist gegen eine Streichung.

Foto: dpa, Marijan Murat

Der Stuttgarter Thienemann-Verlag hatte im Januar angekündigt, Begriffe wie "Negerlein" und "Neger" aus Kinderbuch-Klassikern wie Otfried Preußlers "Die kleine Hexe" zu streichen. Auch andere Verlage feilen daran.

Mehr Ältere gegen eine Streichung

Über den Sinn solcher Maßnahmen wird heftig diskutiert. Unter den Männern ist die Ablehnung etwas größer (73 Prozent) als unter den Frauen (67 Prozent). Je älter die Befragten sind, desto stärker wollen sie an der vertrauten Fassung der Kinderbücher festhalten:
Während unter den 16 bis 24-Jährigen immerhin 39 Prozent dafür sind, Wörter wie das "Negerlein" zu verbannen, bejahen das bei der Altersgruppe ab 55 Jahren nur noch 16 Prozent.

Ost und West ziemlich einig

Zwischen West und Ost gibt es keine großen Unterschiede: Im Westen sagen 69 Prozent Nein zu Änderungen, im Osten sind es 73 Prozent. Auch Haushaltseinkommen und Bildungsabschluss spielen bei der Bewertung kaum eine Rolle: So sind unter den Befragten mit Hauptschulabschluss ebenso 70 Prozent gegen nachträgliche Eingriffe wie unter denen mit Abitur.

Gut 72 Prozent meinen, dass es keinen Einfluss auf Kinder hat, wenn sie diskriminierende Begriffe lesen oder vorgelesen bekommen. In der Großelterngeneration ab 55 Jahren sagen das sogar 81 Prozent. Aber auch die Jüngeren zwischen 25 und 34 Jahren sind überwiegend (61 Prozent) der Meinung, dass ihren Kleinen das nicht schadet.

Mehrheit: Streichung wäre "Zensur"

Fast zwei Drittel der Befragten nennen die Streichung der umstrittenen Begriffe Zensur. Nur 28 Prozent finden das nicht. Dabei ergeben sich quer durch alle Altersgruppen kaum Unterschiede in der Einschätzung. Auffällig ist auch, dass fast alle Befragten eine klare Meinung zu dem Thema haben - "ich weiß nicht" antworteten regelmäßig weniger als 10 Prozent.

Zur Frage, ob die gesamte Literatur - also nicht nur Kinderbücher - auf diskriminierende Wörter hin durchforstet werden sollte, fällt das Meinungsbild sehr eindeutig aus: Fast 75 Prozent halten das für überflüssig; nur 17,6 Prozent sind dafür. Vier von fünf Männern sagen Nein dazu, die Frauen sind etwas zurückhaltender (70 Prozent).

Mit dem als rassistisch kritisierten "Blackface" - weiße Schauspieler schminken sich auf der Bühne schwarz - haben ebenfalls nur wenige Bundesbürger Probleme: Das kann man machen, finden gut 70 Prozent. Das geht nicht, meinen knapp 14 Prozent. Selbst unter den jungen Leuten (16-24 Jahre) haben zwei Drittel kein Problem damit.

(dpa/csi)
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