Buchmesse Leipzig Margot Käßmann rät mit Luther, aus dem Tod ein Tödlein zu machen

Leipzig · Was auf dem christlich umkämpften Buchmarkt Anselm Grün für die katholische Kirche ist, dürfte Margot Kässmamn für die Protestanten sein –eine geistlich-eloquente Bestsellerautorin mit weiterhin gültigem Kultstatus. So hat sich schon eine knappe Stunde vor ihrem Leipziger Auftritt stattliche die Fan-Gemeinde im Messeforum der ARD eingefunden.

 Margot Käßmann erzählte auf der Buchmesse unter anderem vom friedlichen Tod ihrer Mutter, den sie begleitet hat.

Margot Käßmann erzählte auf der Buchmesse unter anderem vom friedlichen Tod ihrer Mutter, den sie begleitet hat.

Foto: dpa

Was auf dem christlich umkämpften Buchmarkt Anselm Grün für die katholische Kirche ist, dürfte Margot Kässmamn für die Protestanten sein —eine geistlich-eloquente Bestsellerautorin mit weiterhin gültigem Kultstatus. So hat sich schon eine knappe Stunde vor ihrem Leipziger Auftritt stattliche die Fan-Gemeinde im Messeforum der ARD eingefunden.

Das sind in aller Regel überaus rüstige und agile und engagierte (kirchlich wie gesellschaftlich) Rentnerinnen, die sich anfangs ein bisschen um die Sitzplätze und die günstigsten Stehplätze kebbeln. Dabei widmet sich das Buch keinem herzerwärmenden Thema. In "Das Zeitliche segnen" (adeo-Verlag, 224 Seiten, 17,99 Euro) geht es bei Margot Kässmann diesmal um nichts anderes als um den Tod und das vielleicht friedvolle Sterben, auch um ein gutes Leben trotz der Gewissheit um das unabänderliche Ableben.

Käßmann ist, wie sie ist und wie die Menschen sie mögen: klug, mit der Begabung, komplexe Sachverhalte Aphorismus-reif zu erklären. Dabei ist sie nicht intellektuell kalt, sondern zeigt sich als Mensch mit den Problemen und Erfahrungen aller Menschen. Sie erzählt vom friedlichen Tod ihrer Mutter, den sie begleitet hat. Und von der Beerdigung mit zehn Enkeln und fünf Urenkeln. Bei aller Trauer sei dies auch ein schönes Lebensfest gewesen. Überhaupt sei das Abschiednehmen ungeheuer wichtig. Hinweise wie "Von Beleidsbekundungen bitte absehen" sollte es nicht geben. Im Gegenteil. Denn auch die Anteilnahme führe die Trauernden wieder zurück ins Leben.

Margot Käßmann sagt, sie sei mit dem Alter jetzt viel gelassen geworden und zeigt das auch. "Ich habe Zeit", behauptet die Vielbeschäftigte. Und sie amüsiert sich darüber, dass in unserer Gesellschaft alle Menschen sehr alt werden wollen, aber keiner wirklich alt sein will. Sie sei der gleiche Jahrgang wie Madonna, verrät die 56-Jährige Käßmann. Doch für die beträchtlichen Jugenderhaltungsmaßnahmen des Popstars hat sie kein Verständnis. Für fast jede Antwort gibt es Applaus. Käßmann verrät keine Weisheiten, aber viele kleine Alltagsklugheiten.

Und was machen wir nun mit dem Tod? Immer mal wieder ansprechen, übrigens auch mit Kindern, so Käßmann. "Aber es muss nicht gleich jeden Morgen am Frühstückstisch sein." Witze seien auch erlaubt, wie jene bedenkenswerte Grabstein-Inschrift: "Hier liegen meine Gebeine, ich wünschte, es wären Deine." Zum Schluss kommt zur Lebensberatung dann noch Luther ins Spiel, der einst dazu geraten hat, aus dem Tod lieber ein Tödlein zu machen. Und so ein kleines Tödlein kann der Stimmung auf der Buchmesse nicht zu Leibe rücken.

(los)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort