Haarsträubende Antworten von Schülern "Jesus war ein Mehrtürer" — zum Heulen schöne Fehler

Düsseldorf · Ein kleines Buch wirft einen tiefen Blick in bildungspolitische Abgründe. Die gesammelten Antworten von Schülern strotzen vor Ahnungslosigkeit und haarsträubenden Aussetzern. Ein großer Spaß! Wer wusste schon, dass der Nachwuchs bei Rehen "Reh-Kids" heißt?

 Das Buch mit den witzigsten Schülerantworten ist bei Ullstein erschienen und kostet 9,99 Euro.

Das Buch mit den witzigsten Schülerantworten ist bei Ullstein erschienen und kostet 9,99 Euro.

Foto: Ullstein

Entstanden ist die Sammlung ursprünglich durch einen Aufruf bei Spiegel Online im Herbst 2014. Lehrer sollten Stilblüten aus ihrem Berufsleben einschicken. "Wir hatten manchmal das Gefühl, das war wie ein Ventil, als ob sie nur darauf gewartet hätten", erinnert sich die Autorin Carola Padtberg-Kruse im Gespräch mit unserer Redaktion.

Unter der Überschrift "Jesus kommunizierte oral" veröffentlichte sie eine erste Auswahl im Internet. Der Rest war ein Selbstläufer mit Schneeballeffekt. Immer mehr Einsendungen trafen ein.

Zusammen mit ihrer Kollegin Lena Greiner veröffentlichte Padtberg-Kruse nun im September 2015 ein Best-Of der Schüler-Antworten auf Papier. Titel des Taschenbuchs: "Nenne drei Nadelbäume: Tanne, Fichte, Oberkiefer. Die witzigsten Schülerantworten".

Ich wünschte, meine Lehrerin wüsste...
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Foto: Twitter/Kyle Schwartz

Natürlich kann man so etwas nicht wie einen Roman lesen, sondern nur in Häppchen. Die aber haben es in sich. Sortiert nach Themengebieten wie Deutschklassikern, Fremdsprachen, Geschichtswissen oder Religion reiht sich eine Absurdität an die nächste.

Beispiel: 40 Prozent der Schüler einer achten Klasse kreuzten auf die Frage, wer im Jahr 800 nach Christus zum Kaiser gekrönt wurde, "Franz Beckenbauer" an. In einem anderen Fall identifizierte ein anderer "Latein" als eine Weltreligion. Und manchmal dreht ein Schüler dem Lehrer auch gekonnt das Wort im Mund herum. So beantwortete einer die Frage "Wie lautet der erste Artikel des Grundgesetzes?" mit beachtlicher Chuzpe: "Die".

Hoch anzurechnen ist dem Buch, dass es die Schüler nicht bloßstellt. Die intellektuellen Aussetzer kommentiert es in launig-wohlwollendem Ton, kreative Versuche, Wissenslücken zu kaschieren, bekommen ein Sonderlob. Angenehm fallen zudem die untergemischten Hintergründe auf, in denen Experten sich zu oft beklagten Trends wie fehlender Rechtschreib-Kompetenz äußern.

Im Wesentlichen aber bietet der Band auf seinen knapp 220 Seiten eine höchst kurzweilige Aneinanderreihung von abstrusen Fehlern und Aussetzern. Meistens ist das zum Heulen schön, manchmal aber auch so haarsträubend, dass sich einem die Nackenhaare aufstellen.

Mitunter blitzt auch die Lebenswirklichkeit der heutigen Generation auf. Zum Beispiel, wenn einer in einem Aufsatz über Nachkriegsliteratur eher "chillig" anmerkt: "Man konnte sich im Krieg nicht erholen."

(pst)
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