Buchbranche erwartet gutes Geschäft Lesefutter unterm Weihnachtsbaum

Berlin (rpo). Die Buchbranche blickt dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft optimistisch entgegen, denn Lesestoff hat ihren festen Platz unterm Tannenbaum. Obwohl es Ende 2004 keinen Bestseller à la "Harry Potter" gibt, wollen 55 Prozent der Deutschen Bücher verschenken. Weitere beliebte Geschenke sind Musik mit 48 Prozent und Kosmetik mit 40 Prozent.

Das ergab eine Online-Befragung des Hamburger Marketing-Dienstleisters eCircle. Der Hamburger Hoffmann und Campe Verlag etwa rechnet mit einem guten, ja sogar besseren Weihnachtsgeschäft als im Vorjahr - und setzt seine Hoffnungen vor allem auf seinen beiden jüngst erschienenen Bob-Dylan-Titel: dem ersten Teil der Autobiografie der US-Musiklegende, "Chronicles.Volume one", und die Neuübersetzung von Bob Dylans "Lyrics 1962 - 2001".

Die Erwartungen an das Weihnachtsgeschäft seien gut, sagt auch eine Sprecherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels - allerdings nicht so, dass man von überdurchschnittlichen Umsätzen ausgehe. Die Prognose sei "relativ neutral".

Ähnlich äußert sich der Marketingchef des Deutschen Taschenbuch Verlages (dtv), Rudolf Frankl: Er erwarte "große Stabilität" etwa auf dem Vorjahresniveau. Als Hauptproblem sieht er, dass das eigentliche Weihnachtsgeschäft immer später einsetze. Dennoch gilt gerade für seinen Verlag: Das Taschenbuch sei in den vergangenen Jahren immer "geschenkfähiger" geworden, da es preislich attraktiv sei.

Sein Verlag hat teilweise bereits im Oktober eine Reihe von Weihnachtsbüchern - wie etwa Anthologien oder Wintermärchen - auf den Markt gebracht - doch die bestimmen laut Frankl nicht das Geschäft. So werden nach Angaben von dtv-Sprecherin Christine Heinrich auch Romane oder Krimis platziert, die "schöner Lesestoff" sind. "Wir überlegen schon, welches die Bücher sind, die gerne verschenkt werden", sagt Heinrich, die auch auf die von ihrem Haus zum Schillerjahr 2005 herausgebrachte Gesamtausgabe verweist.

Einzelne Top-Seller fehlen

Was diesen Herbst/Winter von dem des Vorjahres unterscheide sei, dass es ein breites Angebot gebe und nicht einzelne Top-Seller wie 2003, etwa der fünfte Band "Harry Potter und der Orden des Phönix" oder "Stupid White Men" von Polit-Provokateur Michael Moore, heißt es beim Börsenverein. In diesem Jahr werde die Breite der Bücher gekauft, sagt eine Sprecherin. Und bei Kinder- und Jugendbüchern griffen die Käufer gerne auf bewährte Autoren und Verlage zurück.

So wird nach den Worten der Sprecherin des Carlsen Verlages, Katrin Hogrebe, "Harry Potter" immer noch gern geschenkt. "Wir haben einen ständigen Absatz", betont sie. Aktuell von Bedeutung sei für ihren Verlag jedoch "Der Polarexpress" - pünktlich zum Start des animierten Weihnachtsfilms erschien die erweiterte Textfassung der Geschichte von Chris van Allsburg, auf der der Film beruht, jetzt als Taschenbuch. "Wir haben mit dem 'Polarexpress' einen Titel, der im Konzert mit dem Film ein großes Weihnachtsereignis sein wird", ist Hogrebe überzeugt.

Überhaupt: Bücher gehörten nach wie vor zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken, weiß auch sie. Das wirke sich insgesamt auf ihr Programm positiv aus - genau wie in den Buchhandlungen sei viel mehr los als zu anderen Zeiten.

So geht der Börsenverein davon aus, dass in diesem Jahr ungefähr das Niveau des Vorjahres erreicht wird. 2003 erzielte der gesamte Buchmarkt den Angaben zufolge einen Umsatz von 9,1 Milliarden Euro. Eine "schwarze Null" wäre nach einem Rückgang in den vergangenen drei Jahren durchaus ein Erfolg.

(afp)
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