Das Jugendbuch Lars Mæhle: Der tunesische Torwart

Irgendein Kästchen in den Sammelalben bleibt doch immer leer. Irgendwann hat man drei algerische Stürmer, vier polnische Nationaltrainer, die WM ist längst vorbei - und der tunesische Torwart fehlt immer noch. Jo ist es langsam leid, sein gesamtes Geld für Fußballbildchen auszugeben.

Zumal er in diesem Sommer wirklich andere Probleme hat; zuallererst die Plattfußeinlagen, die ihm verpasst wurden - als wäre eine Zahnspange nicht schon genug. Dann die neue Schule mit den größten Schlägern in der Klasse. Der Opa mit seinem Elvis-Tick, ein Einbruch, eine erste Liebe. Wen interessiert da noch der tunesische Torwart?

Dem Norweger Lars Mæhle gelingt in "Der tunesische Torwart" etwas, das auf dem Jugendbuchmarkt immer noch sehr selten ist: eine leichte Teenie-Geschichte aus der Sicht eines Jungen, ein Buch, das kein Problembuch ist, aber trotzdem die Probleme nicht draußen lässt, eine scharfe Beobachtung der Gefühle und der Denkweise seiner Hauptfiguren.

Solch lebensnahe Geschichten in einem leicht lakonischen, aber bedingungslos direkten Tonfall sind typisch für viele skandinavische Jugendbücher. Da Mæhle die ernsten Töne geschickt in Passagen voller Situationskomik einbaut, gewinnt die Geschichte an Tiefe und behält die Nähe zu ihren jugendlichen Lesern.

Am Ende sind wir sicher: Auch ohne den tunesischen Torwart und auch mit Plattfußeinlagen wird Jo die diversen Probleme meistern - und vielleicht im nächsten Sommer sogar seine erste Liebe Britta wieder treffen.

(Rheinische Post)
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