Imre Kertesz Politiker würdigen verstorbenen Literaturnobelpreisträger

Budapest · Der ungarische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Imre Kertesz ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 86 Jahren nach langer Krankheit in seiner Wohnung in Budapest.

 Imre Kertesz ist tot.

Imre Kertesz ist tot.

Foto: dpa, gk tg jak

Dies berichtete die Nachrichtenagentur MTI unter Berufung auf seinen ungarischen Verleger. Auch der Rowohlt Verlag bestätigte den Tod des Schriftstellers. Zu Weltruhm gelangte er mit seinem "Roman eines Schicksallosen", in der ein junger Häftling aus der Ich-Perspektive sein Überleben im Konzentrationslager Auschwitz schildert.

Die bereits 1975 erschienene Erzählung wurde erst Mitte der 1980er-Jahre allmählich bekannt. 2002 erhielt der Schriftsteller für sein Werk den Literaturnobelpreis. Anlässlich des Gedenktages der Befreiung von Auschwitz war Kertesz am 29. Januar 2007 Gastredner des Bundestages.

"Die Welt verliert mit dem Tod von Imre Kertesz einen herausragenden Schriftsteller", erklärte Bundestagspräsident Norbert Lammert. "Wir verlieren mit ihm eine außergewöhnliche Persönlichkeit, deren Zuwendung zum demokratischen Deutschland nach den schrecklichen persönlichen Erfahrungen in der Zeit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft ein bewundernswertes Zeichen menschlicher Größe gewesen ist."

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) bezeichnete den Autor als Zeitzeugen "mit hoher literarischer Meisterschaft". Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), sagte, mit Kertesz verliere die "Literaturmetropole" Berlin eine ihrer großen und wichtigen Persönlichkeiten. Der Schriftsteller lebte von 2002 bis 2012 überwiegend in der deutschen Hauptstadt.

Kertesz, am 9. November 1929 als einziges Kind jüdischer Eltern geboren, wurde selbst im Sommer 1944 als 14-Jähriger nach Auschwitz deportiert und von dort ins Konzentrationslager Buchenwald verbracht. Nach Kriegsende arbeitete er zunächst als Journalist bei einer Tageszeitung, die jedoch schon nach kurzer Zeit zu einem kommunistischen Parteiorgan umfunktioniert wurde. 1951 erfolgten seine Entlassung aus der Redaktion und seine Einberufung zu einem zweijährigen Militärdienst. Ab 1953 finanzierte er durch Übersetzungen seine jahrelange Arbeit am "Roman eines Schicksallosen".

Die Erzählung bildet mit den drei Romanen "Fiasko", "Kaddisch für ein nicht geborenes Kind" und "Liquidation" eine literarische Einheit. Seine persönlichen Aufzeichnungen bildeten die Grundlage für die Bände "Galeerentagebuch" und "Letzte Einkehr". Ein dritter Band "Der Betrachter - Aufzeichnungen 1991-2001" soll im Herbst in Deutschland erscheinen.

(lukra/dpa)
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