Künftiger Bundespräsident schreibt Buch Horst Köhler bringt seine Gedanken zu Papier

Berlin (rpo). Eine Trekkingtour in den Himalaya und eine schuldenfreie Immobilie für seine Kinder - das sind die Träume des zukünftigen Bundespräsidenten, wenn er eine Million Euro geschenkt bekäme. Horst Köhler verrät im Interviewband "Offen will ich sein - und notfalls unbequem" seine Träume.

<P>Berlin (rpo). Eine Trekkingtour in den Himalaya und eine schuldenfreie Immobilie für seine Kinder - das sind die Träume des zukünftigen Bundespräsidenten, wenn er eine Million Euro geschenkt bekäme. Horst Köhler verrät im Interviewband "Offen will ich sein - und notfalls unbequem" seine Träume.

Neun Tage nach seiner Wahl gibt Köhler darin neben schon bekannten politischen Aussagen auch viel Privates preis. Die Antwort auf die Eine-Million-Euro-Frage macht deutlich, wie Horst Köhler wohl gern in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden möchte: als lebensfroher Präsident, der sich um die Zukunft sorgt und den Deutschen zugleich Mut machen will. Dafür will Köhler stärker als sein Vorgänger das Fernsehen nutzen und sich einer Sprache bedienen, "die die Bürger verstehen". Er trete nicht auf "als einer, der alles besser weiß", sagt Köhler.

Köhler will mahnen, Anstöße geben, die Dinge beim Namen nennen. Einen Rat hat Köhler schon jetzt für Angela Merkel. Auf Seite 135 empfiehlt er der CDU-Chefin, sich als mögliche Bundeskanzlerin "in der Tiefe und Breite der Reformpolitik" an der früheren britischen Premierministerin Maggie Thatcher zu orientieren. In die K-Frage der Union mische er sich aber nicht ein, fügt Köhler hinzu. Der Name von CSU-Chef Edmund Stoiber taucht in dem 220-Seiten-Buch jedoch nicht auf. Merkel dagegen war zum 60. Geburtstag Köhlers im Februar 2003 eingeladen. "Frau Merkel hatte etwas", schwärmt Köhler.

Aber auch über Kanzler Gerhard Schröder (SPD) findet Köhler lobende Worte. Schröder sei ihm gegenüber "immer fair" und immer ansprechbar gewesen. Mit der "Agenda 2010" habe Schröder "großen politischen Mut" bewiesen, bekräftigt Köhler, der 1972 aus Bewunderung für Willy Brandt auch mal SPD gewählt hat. Als "politischen Mentor" bezeichnet Köhler Ex-Finanzminister Gerhard Stoltenberg, beeindruckende Persönlichkeiten seien für ihn auch Helmut Schmidt, Otto Graf Lambsdorff und Theo Waigel gewesen.

Zwiespältig fällt das Urteil über Alt-Kanzler Helmut Kohl (CDU) aus, für den Köhler als Finanz-Staatssekretär die Weltwirtschaftsgipfel und die deutsch-deutsche Währungsunion vorbereitete. Die Verbindung der Einheit Deutschlands mit der europäischen Integration mache Kohl zu einer "großen historischen Figur". Die großen Linien seien aber nur unzureichend "ökonomisch unterfüttert" gewesen. Mit der Einheit seien Strukturreformen zurückgestellt worden, die Deutschland noch heute zu schaffen machen. Zur CDU-Spendenaffäre sagt Köhler bei der Buchvorstellung nur knapp: "Niemand steht über dem Gesetz."

Wer das Buch liest, lernt aber auch den privaten Horst Köhler kennen. Um sich fit zu halten, joggt er zwei Mal pro Woche, dies will er auch beibehalten. Der 61-Jährige wandert gern, fährt Ski und hat mit Ehefrau Eva angefangen, Golf zu spielen. Der Mann liest gern Alexander Solschenizyn, Siegfried Lenz und Günter Grass, Martin Walser. Und der frühere Tenor im Männergesangsverein im schwäbischen Mönchberg freut sich auf die Opern in Berlin.

Als "großes Glück" betrachtet Köhler, dass er seit 35 Jahren mit Frau Eva verheiratet ist und sich beide "immer noch lieben". Seine Frau habe auch akzeptiert, dass er mit seinem Berufsweg das "Prä" hatte und sie beruflich zurückstecken musste. Die finanziellen Dinge "versucht" Horst Köhler aber, ihr zu überlassen.

Künftig bekommt Köhler als Bundespräsident und danach bis ans Lebensende gut 200 000 Euro im Jahr. Doch auch hier kann sich der künftige Reformpräsident Veränderungen vorstellen. "Wenn alle Opfer bringen, sollte auch der Bundespräsident nicht ausgenommen werden", sagt Köhler. Für die seit Jugendzeiten aufgeschobene Trekking-Tour durch den Himalaya sollte es dennoch reichen.

Das im Verlag Hoffmann und Campe erschienende Buch gibt es seit Dienstag für 17,90 Euro im Buchhandel. (ISBN: 3-455-09477-5).

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